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Was uns an Trümmern von den Bauten jenes heroischen Zeit-
alters des'jonischen Stiles verblieb, ist gerade nur zu viel, um
davon gänzlich zu schweigen. Wir aber wollen hier nur eines in
der Ferne seltsam nachhallenden Echos gedenken, das bis zu uns
schon gedrungen ist, der persischen Kunst der Achämenidenzeit.
Haben wir ja für Bathykles Thron von ihren Anklängen zu nutzen
gesucht.

Die eigenthümliche Basis der Säulen des Heraions, nach deren
Analogie wir auf hellenischem Boden vergeblich suchen, hat sich
in Pasargadä wiedergefunden31) und die Einhorncapitälle der perse-
politanischen Säulenhallen sind eine persische Uebersetzung der
Stiercapitälle desselben Baues. Durch die Eroberung Lydiens war
Persien in die Machtsphäre der hellenischen Kunst gerathen. Eine
Fülle von Kunstwerken fiel dem Sieger zu und er frug wohl zu-
nächst nicht darnach, ob sie von Dipoinos und Skyllis oder von
Rhoikos und Theodoros herrührten. Von einer directen Beschäfti-
gung griechischer Künstler durch die Grosskönige hören wir, will
man nicht etwa den Brückenbau des Mandrokles hiefür verwerthen,
nichts, und der jonisirende Stil der erwähnten Bauten ist so reich
an Dingen, die wie versteinerte Missverständnisse der Originale aus-
sehen , dass wir eher an ein Vorwiegen der literarischen Bautradi-
tion als der monumentalen denken möchten.

Wir wenden uns nun zur Besprechung zweier plastischer
Werke, die unsere Ueberlieferung von Theodoros kennt. An jene
labyrinthisch irre Nachricht über das Heraion knüpft Plinius die
Beschreibung seines erzgegossenen Selbstporträts an. Der Bau-
meister hat sich hier, wie aus den früher erwähnten Deutungen mit
Sicherheit hervorgeht, als Metalltechniker und Edelsteinschneider,
die Feile in der Rechten, eine Gemme in der Linken, abgebildet
und damit ein authentisches Zeugniss für die Identität des Archi-
tekten, Bildhauers, Toreuten und Graveurs Theodoros gegeben, den
die moderne Forschung ähnlich in zwei Theile zerlegen zu müssen
glaubte, wie es die antike mit seinem Apoll im Pythion zu Samos that.
Dieses Werk hat auch allem Anschein nach den Anstoss zu dieser
Zweitheilung gegeben. Es war von Theodoros im Verein mit seinem
Vater Telekles gearbeitet, und so wenig Ueberraschendes für uns
in diesem Zusammenwirken liegt, die sagenbildende Kraft des
Namens unseres Meisters hat sich auch an diesem Bilde bewährt.

3t) Vergl. Dieulafoy S. 43 u. 44.
 
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