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Es soll in zwei Hälften an zwei verschiedenen Orten gemacht
worden sein, so berichtet uns Diodor, die beiden Hälften haben
aber beim Zusammenpassen fugenlos gepasst, und das sei daher
gekommen, weil die Meister den ägyptischen Kanon studirt und
befolgt hatten. Dass diese zwei Meister Brüder sein müssen, ver-
steht sich fast von selbst, und wenn man sich nun für Theodoros
um einen anderen Vater umschauen muss, wer passte für diese
Rolle besser als Rhoikos, sein Vorgänger am Heraion, mit dem er
doch so oft zusammengenannt war32). Die Geschichte mit dem
ägyptischen Kanon enthält zugleich ein Kunsturtheil in sich, das
Diodor ausdrücklich zu melden nicht verfehlt. Es liegt hier sehr
nahe, eines anderen Apollo Pythios zu gedenken, den Pausanias
zu Megara neben einem Dekatephoros und einen Archegetas sah,
alle drei ebenhölzern; die beiden ersteren werden als ägyptischen
Werken vergleichbar, der dritte als ein Werk des äginetischen
Stiles bezeichnet. Ganz so muss sich der samische Pythios neben
der samischen Hera des Aegineten Smilis ausgenommen haben33).

Smilis, Endoios und neben ihnen Dipoinos und Skyllis, sie
erscheinen unter den Meistern der kleinasiatischen Jonier als Ver-
treter einer fremden Kunstweise. Die Sage nennt die einen Söhne,
den andern Schüler und Smilis den Rivalen des Dädalos. Wenn
er nach Pausanias' Ausspruch jenem an Ruhm nicht gleichkam, so
will das zusammengehalten werden mit einer anderen Aeusserung
desselben Autors, dass man von den Reisen des Smilis nur die
nach Samos und Elis wisse. Er vermisste offenbar einen Bericht
über einen kretensischen Aufenthalt bei Dädalus. Nicht jeder war
so glücklich wie Cheirisophos , der in seiner Heimat vielleicht gar
mit dem Altmeister Jselbst zusammentraf, aber jedenfalls die Früchte
seiner kretensischen Thätigkeit mit einheimste. Endoios musste dem
Meister nachziehen. Smilis bleibt mit dem Verdachte behaftet,
dieses unterlassen zu haben. Für uns ist das freilich kein Grund,
ihn weniger für einen Dädaliden zu halten, als Endoios oder selbst
Dipoinos und Skyllis.

32) Die Rechte der Kritik an der verwirrten Ueberlieferung hat Brunn
schon in seiner Künstlergeschichte geltend gemacht. Wenn seine klaren Aus-
einandersetzungen doch so wenig Anklang gefunden haben und eine Fehde von
besonderer Hartnäckigkeit hervorriefen, so mag das wohl daran liegen, dass man
die Fragen mit der Erbauungszeit des Artemisions und den daran hängenden
verquickte, die damit nichts zu schaffen haben.

33) Overbeck, Schriftquellen zu 428,
 
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