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Ein völliges Gegenstück zu diesem Wirken der Dädaliden in
Jonien und für den lydischen Hof ist das Auftreten des Bathykles
und seiner Genossen, wie des Theodoros und Klearchos in Sparta.
Die Wechselbeziehungen jonischer und dorischer Kunstübung treten
uns hier förmlich greifbar entgegen. Die Dädaliden haben die
führende Rolle auf dem Gebiete der Plastik. Sie verdanken diesen
Sieg nicht ihrer althergebrachten Technik, die sie vielmehr in diesem
Wettkampfe aufgeben, sondern dem Zeichen, unter dem sie kämpfen,
dem Princip des lebenden Bildwerkes, das sie Jahrhunderte lange
verfechten, als die Offenbarung, die ihnen ihr "Hpwc; ktictttj^ ver-
kündigt hat. Die Ueberlegenheit ihrer Gegner macht sich auf dem
Gebiet der Architektur und Tektonik geltend. Im Anschluss an
jene ersteht früh eine Steinsculptur, deren Schwerpunkt von Chios
sich nach der Paronaxia hin verrückt; die Tektonik entwickelt
sich gleichfalls im Dienste des Cultus und im engsten Zusammen-
hang mit dem grossartigen Aufschwung der Tempelarchitektur.- Ihr
wird die Aufgabe zu Theil, mit ihren Gefässen und Geräthen die
Räume zu füllen, die jene umspannt. Die Metalltechnik erstarkt
an der Bewältigung derselben zu selbständiger Bedeutung. Das
Sprichwort von der Kunst des Glaukos, die Legende von der Er-
findung des Erzgusses durch Rhoikos und Theodoros sprechen recht
eindringlich von dieser Thatsache. Aber wo sie über das Gebiet
der Tektonik in jenes der Plastik übergreift, da zeigt sie sich den
neuen Anforderungen zunächst noch nicht gewachsen. Erst als die
Dädaliden das Schnitzmesser aus der Hand legen und sich mit
voller Energie dem Erzguss zuwenden, wird sie auch diesen gerecht.

Doch ich vergesse über diesen Erwägungen allgemeinerer Art
fast meinen Vorsatz, vom Verzeichniss der Werke des Theodoros
zu handeln. Es ist noch der Arbeiten in Silber, Gold und Edelstein
zu gedenken, die ihm gelegentlich die Bezeichnung als Benvenuto
Cellini des Alterthums eingetragen haben. Jede dieser Materien ist in
unserem Verzeichniss nur durch ein Einzelwerk vertreten. Ein
mächtiger silberner Krater, den Herodot I 51 als delphische Stif-
tung des Krösos aufführt, ein goldener, von dem uns Amyntas bei
Athenäus XII p. 514 F erzählt, dass er im Schlafgemach der Perser-
könige zu Susa neben den hochberühmten Reichskleinodien der
goldenen Platane und Rebe gestanden habe, und der Ring des
Polykrates, dem die allbekannte Erzählung Herodots zu unsterb-
lichem Ruhme verhalf. Das ist aber auch Alles, denn wenn man
hier neben jenem Kleinod des samischen Tyrannen die bereits er-
 
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