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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 9.1885

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Schuchhardt, Carl: Wälle und Chauseen im südlichen und östlichen Dacien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12270#0233
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Aus dem Anfang könnte er stammen, wenn er den Gebietsteil ab-
gegrenzt hätte, den'Trajan als Siegespreis des ersten dacischen
Krieges einverleibte. Dieser Gebietsteil aber war jedenfalls nicht
die walachische Ebene, sondern das Banat von der Donau bis
nach Sarmizegethusa hinauf. In der Königsstadt des Decebalus
Hess Trajan sein Heer zurück und bei Turn-Severin baute er zwi-
schen dem ersten und zweiten Kriege die grosse steinerne Brücke.
Beide Punkte liegen ausserhalb unseres Walles.

Aehnlich steht es mit dem anderen Zeitpunkte. Die Römer
haben zwar um die Zeit Constantins des Grossen mehrfache Kriege
jenseits der Donau geführt37), aber gewiss nur, um die Grenze an
der Donau zu sichern, nicht um sie weiter nach Norden vorzu-
schieben.

Um so grösseres Gewicht bekommt daher eine Stelle des
Ammianus Marcellinus über den ersten Vorstoss der Hunnen
gegen die Gothen. Athanarich, vom Dniester vertrieben, zieht sich
zunächst in die effugia montium praeruptorum, wohl einfach die
hügelige Moldau, zurück und errichtet dann eine grosse Schanz-
linie, um die Feinde abzuwehren: qua rei novitate <maioreque venturi
pavore constrictus, a superciliis Gerast ßuminis ad vsque Danubium
Taifalorum terras praestringens, muros altius erigebat: hac lorica
diligentia celeri consummata in tuto locandam securitatem suam existi-
mans et salutem38). Der Gerasus kann nur der Hierasus des Ptole-
maeus, also der Sereth39) sein, und wo die Taifalen wohnten, sagt
uns sehr deutlich derselbe Ammianus in der Erzählung eines
Krieges des Constantius gegen verschiedene Völkerschaften an der
Theissmündung40): nämlich Obermösien gegenüber, also im heutigen
Banat. Wenn daher die Schutzwehr Athanarich's „vom Rande des
Sereth bis ganz an die Donau, bis vor das Gebiet der Taifalen
hin" lief, so ist das genau die Linie unseres Walles.

37) S. z. B. Julian. Caesares p. 329 B.
3S) Amm. Marc. XXXI 3, 7.

39) Ptol. III 8, 2 sagt, dass der Hierasus bei Dinogetia münde, er kann also
nicht den Pruth meinen, wie Einige angenommen haben, sondern nur den Sereth.
Was sonst in Betracht gezogen ist, entscheidet nichts.

40) Amm. Marc. XVII 13, 19 f.: ad quos (Picenses) opprimendos Taifalorum
auxilium et Liberorum adaeque Sarmatarum adsumptum est. cumque auxiliorum agmina
locorum ratio separaret, tractus contiguos Moesiae sibi miles elegit, Taifali proxima
suis sedibus obtinebant, Liberi terras occupaverant e regione sibi oppositas. Siehe
auch XVII 13, 4 und Spruner-Menke, Atlas antiquus Karte XVI.
 
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