Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

DOI Artikel:
Mommsen, Theodor: Zu Domaszewski's Abhandlung über die römischen Fahnen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0015
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sie füglich schon zur Zeit des hannibalischen Krieges praktisch
ausser Gebrauch gewesen sein, wenn sie auch damals vielleicht
noch zur Schlacht mit ausrückten; und in diesem Falle hatte Poly-
bios keine Veranlassung dieser Antiquität zu gedenken.

II. Aufstellung der Feldzeichen im Gefecht

Dass das Feldzeichen bei der Abtheilung Aufstellung findet,
zu der es gehört, versteht sich von selbst; aber keineswegs wird
man Domaszewski einräumen dürfen, dass dasselbe, um allen dazu
gehörigen Kämpfern sichtbar zu bleiben, gerade im ersten Glied
sich aufzustellen hat (S. 2). Leider fehlt uns, um über diese Ver-
hältnisse mit Sicherheit urtheilen zu können, ein wesentliches Mo-
ment: für die ältere Manipularstellung die normale Zahl der Glieder
des Manipels und für die Cohortenstellung sogar Aufschluss über
die normale Stellung der Manipel und der Halbmanipel neben oder
hinter einander. Die gangbaren Annahmen, dass in der älteren
Zeit die Manipel der Hastaten und der Principes, abgesehen von
den Velites, sechs Mann tief1), in der späteren der Halbmanipel
zehn Mann oder vielmehr, da die beiden Halbmanipel hinter ein-
ander gestanden haben sollen, der Manipel zwanzig Mann tief ge-
standen habe2), sind moderne und durchaus unzuverlässige Com-
binationen. Indess, welche Tiefe immer das Rechteck gehabt
haben mag, das der Manipel in der Schlachtordnung nach der ge-
wöhnlichen — natürlich nach Umständen wechselnden — Aufstellung
einnimmt, die Zusammengehörigkeit der Manipulare und ihres Feld-
zeichens wird nicht darin gefunden werden dürfen, dass jene dieses
jederzeit im Auge hatten; es genügt, wenn sie im Handgemenge
sich nach demselben jederzeit orientieren konnten, und dafür reicht
es aus, dass dasselbe unmittelbar hinter dem letzten Gliede seinen
Platz fand. Auch wird erinnert werden dürfen an die von Doma-

J) Marquardt S. 352. H. Delbrück (im Hermes Bd. 21 S. 77) hat kürzlich
die Annahme vertreten, dass die reguläre Tiefe des Manipels 12 Mann war. Ohne
das Gewicht der Gründe zu verkennen, welche dieser Forscher für die Fortdauer
der phalangitischen Ordnung1 (denn darauf läuft diese Ansicht ja im Wesentlichen
hinaus) bis in die Zeit des hannibalischen Krieges hinein geltend macht, kann ich
mich doch von der Richtigkeit der Grundanschauung nicht überzeugen. Seit man
hastati, 'principes und triarii unterschied, muss das Wehrsystem eingerichtet ge-
wesen sein auf Ablösung des ersten Treffens durch ein zweites und Bereitstellung
einer Reserve und damit ist die phalangitische Ordnung aufgegeben. Es gilt nicht
jene Ablösung zu leugnen, sondern ihre praktische Durchführbarkeit zu erweisen.
2) Marquardt S. 437.
 
Annotationen