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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

DOI Artikel:
Domaszewski, Alfred von; Hauser, Alois; Schneider, Robert von: Ausgrabungen in Carnuntum, [6]: 1885
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0022
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Ausgrabungen in Carnuntum 1885

Am Ostausgange des Wiener Beckens liegt zwischen den
Dörfern Deutsch-Altenburg und Petronell die Ruinenstätte Carnun-
tums. Wer je die Anhöhe betreten, welche noch heute im Volks-
munde die Burg heisst und einst das römische Lager trug, dem
ist das grossartige Landschaftsbild unvergesslich eingeprägt. Wie
von einer Warte überschaut das Auge die weite Ebene an der
March bis zu den fern am Horizont sich abhebenden Bergen des
mährischen Gesenkes. Zu den Füssen liegt der Donaustrom, dessen
ganzen Lauf vom Durchbruch bei Wien bis zur Enge von Hain-
burg jene Höhe beherrscht; und auch nach Süden hin findet der
Blick erst eine Grenze in meilenweiter Ferne an den blauen Berg-
zügen des Leithagebirges. So bewährt sich an dieser Stelle der
wunderbare Scharfblick, welcher die Römer bei der Wahl der
Plätze für die Anlage ihrer Städte und Lager leitete, und in dieser
Gunst der örtlichen Lage war die militärische Bedeutung Carnun-
tums begründet, eine Zwingburg zu sein für die stets kampflustigen,
unruhigen Germanenstämme jenseits der Donau.

Wie verheerend die Völkerzüge auch seit dem Ausgange des
Alterthums über diese Stätte dahingegangen und wenn sie auch die
Reste jener einst so bedeutenden Anlagen bis auf das einsam ragende
Heidenthor hinweggetilgt, so sind doch zahllose Fundstücke von Bild-
werken und Inschriften, Münzen und geschnittenen Steinen, wie sie
die Feldarbeit des Landmanns meist zufällig zu Tage brachte, leben-
dige Zeugen einer grossen Vergangenheit und seit Jahrhunderten ein
Mahnruf, welche Schätze für die Erkenntniss des Alterthums hier
noch in der Erde verborgen lagen. In unserer Zeit eines lebendig
gesteigerten Interesses für alle Zweige der Alterthumskunde hat es
daher auch nicht an Stimmen gefehlt, welche auf den beschämenden
Zustand trauriger Verwahrlosung eines so wichtigen Fundgebietes
mit Nachdruck hinwiesen. Wenn im Jahre 1852 Freiherr von
Sacken in seiner Monographie über Carnuntum die Forderung syste-
matischer Ausgrabungen in Carnuntum stellte, so kehrt doch zwanzig
Jahre später in Mommsens grosser, auch für die Kenntniss der
römischen Alterthümer Oesterreichs epochemachender Inschriften-
sammlung die bittere Klage wieder über die Vernachlässigung jener
wichtigen Fundstätte, und erst Otto Hirschfeld ist es zu danken,
 
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