Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

DOI Artikel:
Domaszewski, Alfred von; Hauser, Alois; Schneider, Robert von: Ausgrabungen in Carnuntum, [6]: 1885
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0024
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
die Verbindung zwischen Italien und Makedonien sicher zu stellen,
und der günstige Ausgang der Schlacht bei Aktium ist nicht zum
geringsten Theile ein Resultat dieser weitsichtigen Politik gewesen.

Aber erst nach der Unterwerfung Raetiens und Noricums
wurden diese Pläne im grossen Stile wieder aufgenommen. Tiberius
Nero, des Kaisers Stiefsohn, vollendete in den Jahren 11—9 v. Chr.
unter gewaltigen Kämpfen die Unterwerfung Illyricums bis an die
Ufer der Donau. Die friedliche Tendenz dieser Eroberungen spricht
sich vor allem in der Anlage der Standlager aus; im oberen Drau-
thale, in der Umgebung von Poetovio (Pettau), war die Armee in
einer Stärke von drei Legionen, mit ihren Auxilia etwa 40.000 Mann,
dauernd stationirt. Der Schutz der Nordausgänge der Alpenpässe
und die Sicherung der über Dalmatien nach Makedonien führenden
Reichsstrassen war also ihre nächste Aufgabe.

Kurz nachher tritt uns der Name Carnuntums zum erstenmale
in der Ueberlieferung entgegen. Velleius Paterculus berichtet, dass
Tiberius sein grosses Heer, mit welchem er Marbod zu bekriegen
gedachte, in Carnuntum, der äussersten Stadt des Königreichs
Noricum sammelte. Man wird daraus schliessen dürfen, dass Car-
nuntum bereits damals ein ansehnlicher Ort gewesen, und die Ver-
muthung bestätigt eine Nachricht, die wir bei Plinius finden. Er
nennt Carnuntum als einen Haupthandelsplatz an der Strasse, auf
welcher der Bernstein von den Gestaden der Ostsee durch das
freie Germanien und durch Pannonien bis nach Aquileja verführt
wurde.

Eine historische Bedeutung gewinnt der Ort erst in jener Zeit,
als ein römisches Legionslager dorthin verlegt wurde. Wann dies
geschehen, ist streitig. Nach einer weitverbreiteten Ansicht, soll erst
Vespasian diesen Schritt gethan haben. Und es ist durchaus richtig,
dass erst dieser Kaiser das Donauufer zu einer Vertheidigungslinie
umschuf. Er verlegte die Legionen aus Dalmatien nach dem oberen
Mösien in die Standlager längs der Donau, nach Singidunum
(Belgrad) und Viminacium (Kostolatz), die dreizehnte Legion kam
unter seiner Regierung nach Vindobona, und Carnuntum wurde
sicher erst damals das Hauptquartier der pannonischen Armee; er
endlich errichtete die Donauflotillen, die nach ihm die Namen führen,
die classis Flavia Pannonica und classis Flavia Moesica. Doch hat
Otto Hirschfeld dagegen geltend gemacht, dass die Grabschriften
der Soldaten der legio XV Apollinaris, welche im ersten Jahrhundert
in Carnuntum lag, durch ihre Namensformen darauf hinweisen, dass
 
Annotationen