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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0058
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woraus die Byzantiner ihr Triaditza gemacht haben8). Den
Türken diente die Kirche als Moschee. Gegenwärtig ist der etwas
schwerfällig angelegte Ziegelbau eine klägliche Ruine; Erdbeben
haben die Apsis und das Portal zerstört, das Längengewölbe des
Hauptschiffes, in welchem alte Fresken unter dem Mörtel hervor-
blicken, hält sich mit Noth, und die erhaltene kleine Kuppel ist
mit Gras und Gestrüpp bewachsen. Das alte Pflaster, regelmässige
Hexagone aus gebrannter Erde, ist zum Theil klar sichtbar; auch
fand man einige kleine glatte Marmorsäulen, die einst wohl zum
Altar gehörten. An der Südseite stand, an der Stelle eines grossen
alten Klosters, ein türkisches Tekke (Derwischkloster), das zuletzt
in eine Caserne umgestaltet war, die 1879 niederbrannte und gegen-
wärtig bis auf den Grund demolirt ist. An derselben Seite wird
die Kirche von ausgedehnten unterirdischen Gewölben umfasst. An
der Nordseite stiess man im Jänner 1884 bei der Herstellung eines
Eiskellers knapp an der Ruine auf zwei rohe steinerne Sarkophage
(jetzt im nahen Gymnasium); der eine führte die Buchstaben i
und Y, der andere enthielt zwei in entgegengesetzter Richtung ge-
bettete Skelette mit vermoderten Holz* und Kleiderstücken, Pfirsich-
kernen und anderen Resten von Blumen und Früchten. Daneben
fand man Münzen aller Zeiten, von Marc Aurel angefangen.

Ob die etwas höher als die Stadt gelegene Sophienkirche ein
isolirtes Kloster war oder sich der einstigen Stadtbefestigang an-
schloss, ist nicht recht klar. Bis 1880 bezeichnete St. Sophia den
äussersten Rand der Stadt, neben dem Zigeunerviertel (wo jetzt
das Gymnasium erbaut ist) und beim Eintritt in die ausgedehnten
türkischen Grabfelder. Seitdem zog sich der neue „europäische"
Stadttheil bis weit über St. Sophia hinaus. Bei den Erdaushebungen
für die Fundamente des hier errichteten fürstlichen Palais, der
Casernen, Schulen, Amtshäuser und Privatgebäude und beim Nivel-
liren der Strassen stiess man überall auf Gräber, Reste alter Gärten

8) In dem Privilegium des bulgarischen Caren Sisman an das Rylkloster
1378 lautet das Datum in „Sredec". In dem Privilegium desselben an die
„Gottesmutter von Vitosa" (Kl. Dragalevci bei Sofia) liest man von dem Kefalia
(Gouverneur) von Sredec, von der Stadt Sofia (v grade carstva mi Sofi) und
von der „svetaa Sofia" als kirchlichen Autorität (Metropolie), alles nebeneinander
(Safarik's Pamatky, 2. Ausg. p. 108). Ein ragusanischer Act 1376 hat Sophya.
In kirchlichen Denkmälern des 15. und 16. Jahrh. heisst die Stadt Sofia Sre-
dt es kaa (also adjectivisch) oder etwas gelehrt thuend Sofia Sardakijskaa.
Der Name Sredec ist jedoch heute noch im Lande allg-emein bekannt.
 
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