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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0072
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Wechsel des o für l Beobuska, Biobuska B.) oder Konstan-
tinova Banja. Der letztere Name stammt von dem serbischen
Theilfürsten Konstantin (1379—1394), der hier im Volksmunde
noch nicht vergessen ist. Allerdings verschmolz er mit dem Kaiser
Konstantin, dem Gründer Constantinopels; auf dem Hissarlyk von
Küstendil soll der Palast des „Car Kostandin", gegenüber auf dem
Hügel von Nikolicevci der des „Car Michail" gestanden haben und
die Ebene dazwischen soll ein See gewesen sein — eine geologische
Sage, die man auch in anderen hiesigen Bergkesseln wiederfindet.
Von Fürst Konstantin stammt auch der türkische Name Küstendil,
der jetzt allgemein gebräuchlich ist, wiewohl die Bauern der Um-
gebung die Stadt meist nur einfach Banja, d. h. das Bad, nennen.

Aus der älteren Türkenzeit haben wir drei Beschreibungen
der Stadt; bei dem rheinischen Ritter Arnold von Harff 1499, welcher
„Wruska Balna" {sie) „eyn gar grosse schöne stat" nennt und
ausserdem bemerkt, dass hier, ebenso wie zu Adrianopel und Phi-
lippopel, ein Theil der Frauen des Sultans wohne25), dann in der
Relation eines venetianischen Reisenden um 155 9 26) und bei dem
türkischen Geographen Hadzi Chalfa. Im 16. Jahrhundert, ja
noch vor zwei Generationen war Küstendil ganz türkisch, mit
Ausnahme einer kleinen Colonie spanischer Juden (aus Salonich),
die schon der genannte Venetianer hier antraf. Obwohl hier stets
ein Metropolit residirte, wohnten nur wenige Christen in der Stadt;
die meisten hiesigen Christenfamilien sind erst im Laufe der letzten
60—70 Jahre aus den Dörfern der Umgebung eingewandert. Daher
der Mangel an localen Sagen und Traditionen.

Alte Gebäude aus dem Alterthum oder Mittelalter gibt es hier
nicht. Keine von den neun mit bleigedeckten Kuppeln versehenen
Moscheen war früher eine Kirche; ein einzelner viereckiger steinerner
Thurm bei dem Saraj eines Bey's, sowie der Uhrthurm (mit einer
ehemaligen Kirchenglocke mit slavischer Inschrift vom Jahre 1429)
gehörten keineswegs zu der einstigen Stadtbefestigung, die jetzt
spurlos verschwunden ist.

Nichtsdestoweniger fehlt es nicht an Resten der Vorzeit. Die
ausgedehnten türkischen Friedhöfe an der West- und Südseite sind

*'5) Die Pilgerfahrt des Ritters Arnold von Harff 1496—1499, heraüsg. von
Groote, Cöln 18G0 p, 207. 211.

2C) Herausgegeben von Matkovic in den „Starine" (Denkmälern) der süd-
slavischen Akademie X p. 254 (1878).
 
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