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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0073
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dicht besäet mit alten bearbeiteten grauen und weissen Steinen.
Man sieht hier eine Unzahl glatter Säulen von der verschiedensten
Dicke, einzelne so stark, dass man sie mit den Armen kaum um-
fassen kann (jedoch nirgends ein canellirtes Stück), sowie eine
Menge behauener massiver Quadern und eine Masse einfacher
antiker Grabsteine ohne Inschriften. In dem Winkel des Gabel-
punktes der Sofianer und Constantinopler Chaussee ragen zwei hohe
Tumuli empor, das älteste Denkmal der Stadt, jetzt bedeckt von
türkischen Grabsteinen, nämlich antiken polirten Säulen und be-
hauenen Quadern. Im Innern der Stadt treten Ueberreste des Alter-
thums überall zu Tage. Grosse Sarkophage dienen jetzt als Brunnen-
steine oder Waschbecken; kleine, in der Regel einen Meter hohe
inschriftlose Grabsteine stehen und liegen an allen Ecken, und ge-
waltige Quadern, wuchtige Carniesse, glatte Säulen und ornamentirte
Steine aller Grössen bilden die Grundfesten oder Ecksteine der
modernen Lehm- und Holzhäuschen. Selbst das Stadtpflaster ist
voll alter bearbeiteter Stücke. Auf dem Hofe der Hauptkirche,
die kein archäologisches Interesse bietet, deren Fussboden aber
10 Stufen unter dem Niveau der Umgebung liegt, bemerkt man ein
colossales, unlängst ausgegrabenes Thongefäss, iy2 Meter tief und
an der Mündung 58 Cm. breit. Vor dem halb ruinirten türkischen

v

„Deve-Han" (Kameel-Herberge), angeblich von einem Murad Celebi
im 15. Jahrhundert erbaut, stützen zwei mächtige glatte Säulen das
Vordach des Peristyls. Die Badehäuser selbst, insgesammt mit
türkischen Namen (Alajbanja, Cukurbanja, Dervis-Hamam u. s. w.),
enthalten zwar viel altes Baumaterial, scheinen jedoch alle erst in
neuerer Zeit hergestellt zu sein. Der merkwürdigste Fund wurde
aber im Sommer 1880 gemacht. Auf dem freien Platze zwischen
der Staatsrealschule und der Präfectur stiess man, ungefähr 2—3 M.
tief, auf die Substructionen eines grossen antiken Gebäudes. Es
war eine von West nach Ost streichende breite Mauer aus colos-
salen Quadern mit anstossenden Ziegel mauern an der Südseite,
einigen Eingängen und Gewölben und den Resten vieler thönerner
Röhren. Dabei fand man einige Kupfermünzen, darunter eine des
Kaisers 'Aviwvivoc;, der NikottoXitiLv irpöc; "Icrrpuj, und eine des
Dominus Justinianus. Ohne Zweifel war es die Nordfronte einer
Therme, vielleicht verbunden mit einem der auf den Münzen der
Pautalioten dargestellten Tempel des Heil^ottes Asklepios. Die
Municipalität, welche an diesem durch Wegräumung einiger tür-
kischer Häuser entstandenen Platze einen öffentlichen Garten an-
 
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