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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0145
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Position von drei Seiten. Der Hügel trägt in der That die Reste
einer ausgedehnten Burg, umgeben von zahlreichen Tumuli. An
der Südseite derselben lag bis zum russischen Krieg 1829 ein seit-
dem verlassenes, aber noch auf der österr. Generalstabskarte ange-
gebenes Dorf Kovel (oder Kofel), dessen Namen noch an das alte
KaßuXn, anklingt4).

Cabyle erscheint zuletzt 378 während des Gotheneinfalls (Am-
mianus 31, 11, 5). Diospolis, eine Stadt der von Philippopolis
aus verwalteten provincia Thracia, ist mit dem heutigen Jambol
kaum identisch gewesen, denn die hiesige Landschaft gehörte der
Lage nach eher zur provincia Haemimontus (Hauptstadt Hadriano-
polis), die ja bis Deultum und Anchialus reichte5). Das jetzige
Jambol erscheint sicher erst im 11. —14. Jahrhundert als ttöXi^ oder
qppoupiov AidjUTro\i£ (bei Kedrenos, Anna Komnena und Kanta-
kuzenos), von Pachymeres (II. 558) als qppoupiov kgiMkttov in der
Form cYdjUTTo\ic; erwähnt, wobei ihm vielleicht die gleichnamige
homerische Stadt in Phokis (Ilias B 521) vorschwebte. In der

4) Während des Druckes der vorliegenden Seiten erhielt ich eine inhalts-
reiche Schrift der Brüder Skorpil in bulgarischer Sprache: „Einige Bemerkungen
über archäologische und historische Untersuchungen in Thrakien" (Philippopel
1885), wo die Ruinen am Tausan-Tepe (S. 33) ausführlich beschrieben werden.
Dieselben bedecken angeblich zwei Quadratkilometer und liegen ostwärts von den
Resten eines die Höhe krönenden viereckigen, 8 M. breiten Thurmes. Ausser
Ziegeln, Quadern, kleinen Säulen von 0"3 M. Durchmesser, Architraven fand man
dort Reste eines Mosaiks aus rothen, weissen und blauen Steinchen. Es gibt hier
auch eine Wasserleitung mit thönernen Röhren, die aus einer mit Ziegeln ausge-
mauerten, oben mit Steinplatten gedeckten Cisterne (10 M. lang, 3-5 M. breit,
1*7 hoch) kommt, in welcher viele viereckige kleine Ziegelpfeiler in Reihen stehen.
Gegen SO. sollen die Fundamente eines an 120 M. langen und an 20 M. breiten
Gebäudes bemerkbar sein, welches das Volk „die Kaserne" (kazarma) nennt.
Ausserhalb des Burgplatzes stehen ungefähr 14 Tumuli. Im gleichnamigen Dorfe
Tausan-Tepe liegt ein Stück einer Inschrift:

NOSEKTß . .VOC, Tll)[v]

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Skorpil (S. 47) erwähnt auch die Spur eines gepflasterten Weges östlich von
hier, bei dem Dorf Trnava am Nordfuss des Bakadzik, die wohl der in der Tab.
Peut. verzeichneten Römerstrasse von Cabyle nach Anchialos angehört. Dabei
glaubt er das alte Cabyle nicht hier, sondern bei Bejköi, 25 Kilom. südlich von
Jambol, gefunden zu haben, natürlich ohne das Itinerarium Antonini zu kennen.

6) Diospolis: Hierocles p. 5, Notit. episc. ed. Parthey p. 72 etc., Theophanes
ed. Boor p. 177. Allerdings erstreckte sich die Eparchie von Philippopolis auch
in späterer Zeit bis in die Nähe von Adrianopel (cf. Heerstrasse S. 73).
 
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