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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0156
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der einzigen Stelle, wo die sonst zwischen Hügeln eingeklemmte
tiefe Tundza ein etwas freieres Feld in zwei Armen durchfliesst,
liegt am linken Ufer das Bezirkscentrum, das grosse Dorf Kyzyl-
Agac (türk. „Rothbaum"), auch Ky z y 1-Jenidze genannt (1247
Einw.), jetzt nur von Bulgaren bewohnt; Reste einer Moschee, eines
steinernen Badehauses, eines (35 M. br.) Strassenpflasters nebst
der Ruine einer alten Brücke über die Tundza zeugen von der ehe-
maligen Türkenstadt, welche durch Pestkrankheiten und den Krieg
1829 ihre alten Bewohner eingebüsst hat. Antikes gibt es hier
nichts. Dagegen besuchte ich nördlich davon, in einer Biegung der
Tundza westlich von Mursatli und Bejköi, eine von dichtem Gestrüpp
überwucherte alte Burgstelle mit Spuren von Umfassungsmauern,
die mit 30 M. hohen Abhängen zum Flusse abfällt; man nennt sie
Dermenkalessi (dermen türk. „Mühle"). Oestlicb davon ragen
einige gewaltige Tumuli empor, in welchen nach der Meinung der
hiesigen Bauern „kostbare Wägen" verborgen sein sollen; was von
der wirklichen Ausgrabung eines alten Kriegswagens herstammen
mag ,2). Durch die hiesigen Waldhügel führte eine jetzt nicht mehr
benützte Fahrstrasse von Adrianopel über Büjük- und Kücük-
Derbend, Pasaköi, Aftan nach Karnabad und weiter über den
Balkan zur Donau, auf der z. B. Carsten Niebuhr 1767 auf der
Rückkehr aus Arabien gereist ist. Ein ganz verwaschener, mit
ata0hityxhi beginnender Inschriftstein soll in Ambarli, 1 St.
gegen SO. von Kyzyl-Agac, am Dorfbrunnen liegen; ebendaselbst
gibt es drei, bei dem nahen Evrenli neun Tumuli (dort auch
Heidengräber, „elenski grobista"). Ich hörte in Kyzyl-Agac auch
von Ruinen kleiner Castelle bei den Dörfern Öatalovo, Pasaköi,
Kurtbunar, Dereköi (zwei Castelle nahe an der Grenze, auch
Münzfunde), Alatli, Topuzlari (gegen NO. von Kyzyl-Agac,
nahe an der „Erkesija").

Von Jambol eilte ich in das nur 21/q St. gegen NW. entfernte
Sliven, welches bei den späten Byzantinern öfters als eine feste

12) In dieser Gegend gab es im Alterthum mehrere Niederlassungen, wohl
von der Art, wie bei Doganovo. Skorpil (a. a. O. S. 29), der hier zuletzt auch
Ausgrabungen betrieben hat, in der Meinung das alte Cabyle entdeckt zu haben,
fand in der Umgebung der Dörfer Bejköi, Isikli und Mursatli an weit von
einander entfernten Orten viele Tumuli, zwei Sarkophage, Fundamente von Ge-
bäuden, Trümmer von Mosaikböden, irdene Gefässe, thönerne Köhren, eine 7 Cm.
hohe Bronzefigur eines laufenden Mannes, hohle Hände aus Bronze, Münzen
Alexander des Grossen, der Stadt Anchialus, der Kaiser Antoninus Pius und Sep-
timius Severus u. s. w.
 
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