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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0184
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welcher noch 1829 ein isolirter Thurm gestanden hat. Am Ein-
gang in die Stadt erheben sich die Reste einer alten, aus weissen
Quadern errichteten ttüXii , ebenso wie sich an vielen Stellen des
steilen Inselufers grosse Stücke der aus Lagen von Stein und Ziegel
gefügten Ringmauer erhalten haben. Die alte Akropole der Me-
sembrianer befand sich über dem felsigen Ostcap der Stadt, wo
im Mittelalter ein Kloster xoö XwTfjpoc; XpiCFTou toö ' AkpottoXitou
stand (Acta patr. I 502; II. 37), jetzt eine Kirchenruine Xpicrröc;
'AKpOTipioc;, Heute ist die denkwürdige Stadt halb verfallen und
vergessen. Es gibt hier keinen Sitz der Behörden, keine Post- und
Telegraphenstation, ja nicht einmal einen Arzt. Die Einwohner (413
Häuser mit 1922 Einw.), sämmtlich Griechen, leben von Fischfang
und Weinbau auf der nahen Küste, oder als Krämer in den Balkan-
dörfern. Der Holzexport aus den Wäldern des Balkan, der noch
unlängst die an der Südseite der Stadt befindliche Rhede belebte,
ist eingegangen. Die Mehrzahl der Einwohner, darunter die ersten
Familien der Stadt, ist nach 1829 in die Donaustädte (Galatz,
Braila), nach Südrussland u. s. w. ausgewandert, und seitdem hört
die Emigration nicht mehr auf.

Der merkwürdigste Ueberrest aus der Vergangenheit sind
zehn byzantinische Kirchen, zum Theil bereits in Ruinen. Kanitz
hat sie zuerst beschrieben und abgebildet33). Manche davon sind
auch aus byzantinischen Urkunden des 14. Jahrhunderts bekannt.
Viele enthalten antikes Baumaterial, das man auch bei der un-
vollendeten Hauptkirche sehen kann; die frommen Mesembrioten
hatten nämlich an den schönen byzantinischen Kirchenbauten nicht
genug und begannen ein neues stilloses Gotteshaus zu bauen, das
aber wegen Geldmangel unvollendet dasteht. Da gibt es Säulen
und Säulenstücke, canellirt und glatt, schöne jonische und korin-
thische Capitäle mit Voluten und Akanthos u. s. w. Die hiesigen
Inschriften, die man bei Boeckh (n. 2053 sq.) liest, sowie einige
Basreliefs und Statuen wurden 1829 von den Russen nach Peters-
burg weggeführt, und in Mesembria sind nur die durch Heraus-

33) Der französische Consul zu Burgas, Herr Descloux, besitzt eine Samm-
lung vorzüglicher, von ihm selbst ausgeführter Photographien aus diesem ganzen
Küstenlande, denen ich, sanunt seinen geologischen Aufnahmen, eine baldige Pu-
blication wünsche. — Situat onspläne von Sozopolis, Anchialos und Mesembria, sowie
von Varna, Balcik und Kavarna, siehe im Atlas zu Moltke, Der russisch-türkische
Feldzug in der Europ. Türkei 1828 u. 1829. Berlin 1845.
 
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