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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 10.1886

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Jireček, Konstantin: Archäologische Fragmente aus Bulgarien, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12271#0199
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mit einer niederen Umfassung zugemauerte Ecke darin gilt den
Christen als Grab des heil. Nikola, den Türken als das des „Hadzi
Baba". Aus dem letzten Räume öffnet sich ein Bogenfenster ohne
Brüstung gerade zu dem schwindligen Abgrund, in welchem sich
die Wellen des Pontus an den angehäuften Felsblöcken der äusser-
sten Capspitze brechen; das ist das sogenannte Kyrk kyzy
kapusu, das „Thor der 40 Jungfrauen", welche der Sage nach
bei einer Belagerung hier in das Meer gesprungen sein sollen.

Dieses Vorgebirge mit seinem Schloss besitzt eine weit zurück-
reichende Geschichte. Bei den Schriftstellern des Alterthums er-
scheint es unter einem Namen, der in sehr wechselnder Form auf-
tritt^: Tipi£ic; ctKpa (Strabo), Tiristis promunturium (Mela), Teipicridc;
(Arrian), TipiöTic; otapa (Ptolemaeus), Tipi£a otapa (Periplus Anon.),
Trissa (Tab. Peut.) oder besser Tirissa (Geogr. Ravenn.). Später
nahm die einfache Benennung Akra oder Akrai überhand, unter
welcher der Ort als eine Stadt der Provinz Scythia genannt wird
(Hierocles; Steph. Byz.). Die natürliche Festigkeit des Platzes
muss in der frühesten Zeit zu seiner Befestigung geführt haben.
Strabo berichtet, König Lysimachos habe hier, vielleicht in jenen
ausgeglätteten Höhlenkammern der Südspitze, eine seiner Schatz-
kammern gehabt (Tipt£tc; aKpa, x^piov epujuvöv, iu ttotg kou Aucri-
uaxo£ exQr\(yo.TO YoZocpuXcudw, VII p. 319) und in der Zeit des
Kaisers Anastasius erscheint Acres castellum als Hauptburg des
in Scythien heimischen Rebellengenerals Vitalianus (Marcellinus
comes ad a. 515, Roncalli II. 313; 5AKpig bei Joannes Antiochenus
fragm. hist. Graec. V p. 33 §. 7). Im Mittelalter erhielt das Vor-
gebirge, welches bei Stürmen einen guten Zufluchtsort gewährt, den
Beinamen des „schönen" und wird im 14. Jahrhundert in byzanti-
nischen Quellen x\ TaXidiKpa (Acta patr. I. 95. 528), in italienischen
Caliacra oder Chaliacra geschrieben; Schiltberger kennt es als
Hauptstadt des dritten küstenländischen Theiles von Bulgarien
(„Kallacercka" in der Ausg. von Neumann 1859 S. 93). Amadeus
von Savoyen eroberte es 1366 bei seiner Expedition gegen die Bul-
garen, ebenso König Wladislaw auf dem unglücklichen Zuge 1444
nach Varna (Callacrium bei Callimachus, Schwandtner Script, rer. hung.
I 512, KaMi&Kpn bei Chalkokondylas p. 172). In der älteren Türken-
zeit wird noch das Zollamt von Kilagra zwischen Mankalia und
Balcik erwähnt (Hammer, Osm. Staatsverfassung I. 294). Die
hiesige türkische Ansiedelung ging wahrscheinlich erst im 18. Jahr-
hundert ein, theils durch die russischen Kriege, theils aus natür-
 
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