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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 11.1887

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Hauser, Alois; Domaszewski, Alfred von; Schneider, Robert von: Ausgrabungen in Carnuntum, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12268#0018
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gefundenen Sarkophage-war in diesem Jahre eine sehr beträchtliche
und zwar im ganzen 70, davon 41 aus Stein und 29 aus Ziegel.
Sie lagen, wie die im vergangenen Jahre gefundenen, sichtlich ganz
willkürlich vertheilt und dürften einer späteren Zeit angehören, als
die erhaltenen Mauerreste. Ein grosser Theil der übrigens ganz
schmucklosen Gräber war schon geöffnet und beraubt, aber auch
die geschlossen gefundenen enthielten ausser Knochen oder geringen
Resten von Gewandung nichts von Bedeutung.

Von dem Bestreben geleitet, auch in Petronell, wohin bis jetzt
das Municipium Carnuntum verlegt wird, eine Sondirung zu ver-
suchen, Hess ich mit gütiger Erlaubniss des Herrn Grafen Otto v.
Traun auf dem Felde unmittelbar an der Ostseite des Marktes,
landeinwärts der Strasse nach Altenburg, an der Stelle, die unter
dem Namen die Petroneller Burg bekannt ist, eine Grabung vor-
nehmen. Es wurde vorerst mit dem Pfluge eine Streifung unter-
nommen und es zeigte sich dabei, dass die tiefgestellte Pflugschar
allerwärts auf Mauerwerk stiess. Die Arbeit setzte nun an einer
Stelle ein, die in ihrer grösseren Erhebung über das übrige Niveau
des Ackers ein grösseres, darunter liegendes Bauobject vermuthen
Hess. Die Erwartungen gingen durch die Aufdeckung der Fun-
damentmauern eines vollständig begrenzten Wohngebäudes in Er-
füllung. Das rechteckige Gebäude Taf. IV ist 22-20 zu 15-75 Meter
gross und zeigt in seiner Grundrissdisposition zwölf viereckige
Räume, die sich um den in der Mitte angeordneten Hof gruppiren.
Da wir es auch hier nur mit Fundamentmauern zu thun haben, ist
die Lage der Eingangs- und Verbindungsthüren, wie der Fenster-
öffnungen nicht mehr nachzuweisen. Der Hof ist mit einem Stein-
pflaster versehen, dürfte also ungedeckt gewesen sein, in den Zim-
mern sind die Böden mit einer Art Beton überzogen, der aber, so
weit er erhalten, als Unterlage einer weiteren Schichte Mosaik oder
Terrazzo zu betrachten ist. Die Mauern sind bis 0'50 Meter stark
und lassen auf ein kaum mehr als einstöckiges Gebäude schliessen,
von dessen Aufbau aber kein Stückchen erhalten ist. Die Anlage
des Hauses ist im Allgemeinen der Anlage des antiken Hauses ver-
wandt, ermangelt aber in allen Theilen, wenn man nicht die beiden
gangartigen Räume zur Seite des Hofes als Alae des Atriums an-
sehen will, der ausgebildeten Normalform des pompejanischen Hauses.
An der Westseite des Objectes führte die Verfolgung einer Wasser-
rinne auf zwei isolirte rechteckige Räume.
 
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