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9G

ging, und die auf dem Boden Etruriens und zwar in Tarquinii
gefunden worden ist, wo nach der schon zu Cicero's Zeit geläu-
figen Angabe Tages aus dem Boden aufgestiegen sein soll und
(nach den Worten bei Festus S. 359) cdiscipulinam dedisse aruspicii
duodecim populis Etruriae'. Es muss die Lehre sein, die in be-
sonderem Sinne disciplina und zwar Etrusca disciplina hiess: die
Wissenschaft der Haruspices oder die Haruspicin.

Mit einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit lässt sich aber,
wie ich denke, die Persönlichkeit bestimmen, die in dieser Inschrift
gemeint ist, und der Nachweis erbringen, dass der hier erwähnte
Schriftsteller über die disciplina Tarquitius Priscus ist, über den
nach der sorgfältigen Zusammenstellung von Haupt im Berliner
Universitätsprogramm für Sommer 1859 (= opusc. II 152 ff.) neuer-
dings namentlich G. Schmeisser 5) gehandelt hat. Die namentlichen
Erwähnungen desselben in der antiken Literatur sind nicht gerade
häufig. Von unsicheren oder unwesentlichen Beziehungen abgesehen,
wird er als Schriftsteller de Etrusca disciplina von Plinius unter
seinen Quellen für Buch 2 und Buch 11 angeführt"). Macrobius
hat aus ihm zwei Citate, die ich weiter unten anführen werde, das
eine aus 'Tarquitius Priscus in ostentario arborario', das andere aus
dem über Tarquitii transcriptus ex ostentario Tusco', und nach
dem Bericht von Ammianus Marcellinus 25, 2, 7 riethen vor dem
Kampfe, in welchem Kaiser Julian seine Todeswunde erhielt, die
wegen des Erscheinens eines Sternzeichens befragten etruskischen
Haruspices von dem Gefecht ab, mit Berufung auf cex Tarquitianis
libris in titulo de rebus divinisJ7). Wer aber erwägt, dass es be-
greiflicher Weise sehr wenig derartige Schriftsteller gegeben hat
und dass in unserer Inschrift nicht nur das Cognomen dieses
Schriftstellers sich zweimal findet und zwar an einer Stelle, wo nahe
Angehörige des Geehrten anzunehmen sind, die die Inschrift ge-

und hervorragendsten vates Tuscus, den er vor Beginn des Bürgerkrieges nach Rom
gerufen sein lässt, um die drohenden Prodigien zu sühnen, Arruns nennt (1586).

5) Die etruskisehe Disciplin vom Bundesgenossenkriege bis zum Untergange
des Heidenthums (1881. Programm der Eitterakademie zu Liegnitz).

6) Für Buch 2 lauten die Worte: 'Caecina qui de Etrusca disciplina, Tar-
quitio qui item, Iulio Aquila qui item'; für Buch 11: 'lulio Aquila qui de Etrusca
disciplina scripsit, Tarquitio qui item, Umbricio Meliore qui item'.

') Auch wird er wohl mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit in der Stelle der
Vergil'schen Katalekten 5 (7) Z. 3. 4 verstanden: 'et vos Selique Tarquitique Var-
roque | scholasticorum natio madens pingui'.
 
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