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nach Jerusalem ging, wählte die Strasse Pettau-Mitrovicz längs der
Drau, Beweis das Itinerarium Hierosolymitanuin. Auch wer aus
Nürnberg oder Wien durch Pannonien nach Moesien oder Bithynien
eilte, wählte nicht Salamon's Strasse, sondern die Linie Steinam-
anger-Ftinfkirchen, oder höchstens Raab-Fünfkirchen, welche gleich-
falls im antoninischen Strassenverzeichniss erwähnt ist. Oder in
Bahlen gesprochen: Die Strasse Wien - Semlin, welche am Donau-
ufer, oder nach Salamon in'der Nähe der Donau hinführte, war
1'933, die Strasse Wien-Fünf kirchen-Semlin 412, die Savethalstrasse
288, die Drauthalstrasse 237 römische Meilen lang. Am schnellsten
führte demnach die Drauthalstrasse durch Pannonien. Diese war
auch die natürliche Wegrichtung für diejenigen , welche aus dem
Innern Noricums oder Raetiens durch Pannonien reisen wollten.
Auf dieser Strasse konnte, wer Eile hatte, in 28 Stunden durch
Pannonien kommen, 200 römische, 40 heutige Meilen auf 24 Stunden
gerechnet. Nach ihr empfahl sich die Savethalstrasse als kürzeste
für Einen, der von der Adria herkam. Auf dieser konnte man
Pannonien in 35 Stunden durcheilen. Bedeutend länger war die
Strasse Wien - Fünfkirchen - Semlin, indess war sie immerhin für
Peisende aus der Donau- und Rheingegend die kürzeste. Salamon's
Pinnenstrasse war aber stets die längste, von woher auch immer
em Reisender ausserhalb Pannoniens aufbrach. Nehmen wir bei-
spielsweise an, ein bei Wien lagernder Kaiser oder Feldherr
erhalte die Kunde von dem drohenden Ausbruche der Revolution
einiger mösischer Legionen. Um den Aufruhrsversuch zu ersticken,
muss er augenblicklich in Viminacium erscheinen. Wenn er die
Strasse nahe der Donau wählt, braucht er 124 Stunden, um an die
Frenze Mösiens zu gelangen. Auf der Fünfkirchner Strasse kann
er sein Ziel in nicht ganz 50 Stunden erreichen. Offenbar kann
also die in Rede stehende Binnenstrasse nicht in dem Sinne „Reichs-
strasse" heissen, als ob sie (nach heutigem Sprachgebrauch) inter-
national gewesen wäre. In Pannonien gebührt der Titel einer
Reichsstrasse in diesem Sinne bloss der Wien-Fünfkirchen-Semliner
Strasse und jener längs der Drau; jede andere Strasse hat hier
rein provineialen Charakter, wohl nicht in dem Sinne, als ob sie
nicht als Vermittlungsstrasse zwischen den westlichen und östlichen
Provinzen des römischen Reiches gedient hätte, sondern weil sie
nicht die kürzeste Verkehrs-Diagonale durch Pannonien war.

Unter solchen Umständen können wir unmöglich glauben,
dass die Strasse den grossen Städten und Festungen des Donau-
 
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