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Die moderne Kunstrhetorik hat das von ihrer antiken Schwester
angeschlagene Motiv pflichtgemäss weiter variirt und sinnig aus-
geführt — leider dabei nur das Nächstliegende vergessen oder
gar vergessen wollen, dass die gefeierte Verhüllung Agamemnons
so selbstverständlich wie nur möglich und keineswegs die Xucric;
einer d-rropia war. Der Standpunkt der alten Rhetorik wird aber
noch deutlicher, wenn wir an die völlig gleichwerthigen Notizen über
den Zeus im Zwölfgötterbilde desEuphranor gedenken, welche Valerius
Maximus und Eustathios offenbar aus der gleichen Quelle, die sie hier
benutzten, auch dort vorbringen26). Ein Wort noch über den Preis,
den man für solche Waare hat entrichten müssen. Da man trotz
der leichtverständlichen Warnung der Eingangsworte Plinius' Decla-
mation für eine Beschreibung genommen, so musste man auch die
Phrase „qua staute ad aras peritura" für stricte verbindlich halten.
Damit gab man das herrliche pompeianische Bild, welches uns allein
eine reale Vorstellung von der Grösse unseres Timanthes und eine
Ahnung seines Schaffens bot, einfach hin, höchstens dass man zur
Erklärung seiner hohen Schönheit sich einen Archaisten des kaiser-
lichen Rom erträumte, als das Erträumen von Archaisten eben
Mode war.

Als Zeitgenossen des Timanthes führt Plinius unter anderen
Namen auch den eines anderen sikyonischen Meisters, des Eupompos
an. Indess folgt aus diesem Citat ihre Gleichzeitigkeit schon darum
licht, weil jene aequales et aemuli des Zeuxis sich zu diesem chro-
nologisch ebenso verhalten, wie die aemuli des Phidias 34, 49 zu
ihrem Vorbilde. Auch dass Plinius diese Gleichzeitigkeit noch
einmal erwähnt, fällt nicht weiter ins Gewicht. Die Zeit des Ti-
manthes kann nur nach Parrhasios berechnet werden, und die
Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit, dass Eupompos sein Nach-
folger gewesen sei, lässt sich kaum in Abrede stellen, denn die von
■hm ausgehende Schulfolge Pamphilos - Apelles spricht dafür27).
Während wir von den Werken des Eupompos nichts weiter als
das früher erwähnte Siegerbild erfahren und auch die Anekdote,
Welche ihn mit dem jungen Lysippos in Verbindung bringt, lehrreicher

26) Vgl. Overb. Schriftq. 1737 u. 1739 mit 1792 u. 1793.

") Mit ihr in vollem Einklänge sind die chronologischen Ansätze Quintilians
Xll 10, welcher Zeuxis und Parrhasios um die Zeit des peloponnesischen Krieges,
die von Eupompos ausgehende Schulfolge aber in die Zeit Philipps, Alexanders
uad der Diadochen setzt.
 
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