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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Kenner, Friedrich von: Römische Goldbarren mit Stämpeln, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0009
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Dem Bodzaflusse entlang auf der rumänischen Seite liegt die
berühmte Pietrosa, wo im Jahre 1837 ein werthvoller Fund aus
der Zeit der Völkerwanderung gemacht worden ist, welcher Schatz
jetzt im Bukarester Museum sich befindet5).

Auf dem strategischen Wege, der über den Bergrücken laufend
von Szitabodza ausgeht, in dem Kraszna genannten Waldtheil,
welcher zwar noch in Ungarn, doch der rumänischen Grenze sehr
nahe liegt, beschäftigten sich Zigeuner (zwei Brüder Bisziok und
Stephan Miklos aus Szitabodza) und der Kisborosnyoer Insasse
Radnj Szavu in oben erwähnter Zeit mit Schotter-Abbrechen und
fanden an einer nassen Berglehne, kaum ein paar Meter vom Wege
entfernt, neun'Goldbarren von der Grösse einer Siegelwachsstange.
Die Zigeuner, die den Werth dieser mit Morast bedeckten Stangen
kaum kannten, theilten den Fund auf der Stelle und jeder bekam
zwei der Stangen, nur Szavu Radnj löste sich die neunte, als ge-
meinsame Beute übriggebliebene Stange für den Preis von 2 fl.
40 kr. ein. Letzterer scheint von dem Werthe dieser Stangen am
meisten verstanden zu haben, und es kommt mir sehr verdächtig
vor, dass der Genannte später noch drei Barren ausgrub und so
in den Besitz von sechs Barren gelangte."

Es wird weiter erzählt, wie die Finder ihre Barren zu Gelde
zu machen suchten, indem die Gebrüder Bisziok sie an Geldwechsler
in Kronstadt verkauften, welche sie, um Metallproben zu machen,
zerstückelten, so dass nur zwei ganz, die übrigen in fünfzehn
Bruchstücken in die Hände der Obrigkeit gelangten. Hingegen
lieferte Szavu seine sechs Barren, von denen nur eine in zwei Theile
zerschnitten wurde, von selbst an die Behörde ab, so dass sein
Antheil glücklicher Weise der Verstümmelung entgieng.

Wie schon bemerkt wurde und wie die beiliegende Abbildung
einer ganz erhaltenen Barre zeigt, die sich augenblicklich in Wiener
Privatbesitz befindet (Taf. II), haben diese die Form unserer Siegel-
lackstangen, doch ist die obere, abgestämpelte Fläche etwas breiter
als die untere, so dass der Durchschnitt nicht ein Rechteck, son-
dern ein Trapez ergiebt.

Die folgende Aufzählung der Barren und der Bruchstücke,
welche der Fund enthielt, wird genügen, ein beiläufiges Bild des-
selben zu geben. Dimensionen und Gewichte sind den Mittheilungen

2) Arneth, Die antiken Gold- und Silbermonumente des k. k. Münz- und
Antiken-Cabinetes S. 85, Taf. Beilage V und VI.
 
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