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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Kenner, Friedrich von: Römische Goldbarren mit Stämpeln, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0012
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5

Die Schriftstämpel lauten:

1. LVCIANVS
OBR-ISIG £

Vgl. die Abbildung auf Tafel II.

Die Nominativform des Namens lässt in der zweiten Zeile die
Aussage einer Thätigkeit und ein Object der letzteren voraussetzen,
welches nur in der Sigle OBR-I- vermuthet werden kann, so dass
in der anderen Sigle SIG das Zeitwort enthalten sein muss. Obry-
zum, obryza (obrussum, ohrussa) ist das reine, geläuterte Gold ohne
merklichen Zusatz von unedlen Metallen; das Vorkommen dieses
Wortes in dem vorliegenden Stämpel verräth, dass Lucianus es
mit der Prüfung des Feinhaltes der Goldbarren zu thun hatte.
Diese konnte nun bei ganzen Barren, an welchen keine Spur der
Abtrennung eines noch so kleinen Theiles zum Zwecke chemischer
Analyse bemerkbar ist, nur auf dem Wege der Strichprobe ge-
schehen. Darauf bezieht sich augenscheinlich die nach OBR ein-
gestellte Ziffer I. Sowie wir feines Gold mit Nr. 4 und weiter je
nach der Grösse der Zusätze andere Goldsorten mit Gold Nr. 3,
Gold Nr. 2, Gold Nr. 1 bezeichnen, ebenso scheint im römischen
Probiramte eine Feinhaltscala bestanden zu haben und bedeutete
OBR-I- Feingold erster Güte5). Wahrscheinlich ist die Ziffer I
mit nota (primae notae) zu ergänzen, da nota den Strich bezeichnet,
welchen das Gold auf dem Probirstein hinterlässt6). Der vorlie-
gende Stämpel wird also zu lesen sein: Lucianus obryzum primae
notae signavit, Lucianus bezeichnet die betreffende Barre als Fein-
gold erster Güte; der Stämpel stellt demnach die amtliche Feinhalts-
marke dar.

Das beigefügte Wappen ist das Monogramm Christi; es wird
weiter unten darüber gesprochen werden.

FL FLAVIAN
VS PRO SIG
AD DIGMA 0

I? iii \t MjAWlifeMtfl

5) Ueber die an den Barren angestellte Goldprobe liegt eine amtliche Aus-
sage nicht vor. Doch wurde versichert, dass das Materiale reines Duoatengold sei.
') Mommsen, Gesch. d. röm. Münzwesens S. 799.
 
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