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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Reichel, Wolfgang: Ueber eine neue Aufnahme der Françoisvase
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0059
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Hände fiel, einen bestickten Chiton getragen zu haben, wie ihn
sonst von den männlichen Gottheiten hier keine trägt (Zeus' Ge-
wand ist allerdings an der Stelle verletzt). Von der jenseitigen
Figur sind nur zwei Längssäume noch kenntlich, beide sind in der
Höhe der Hüften abgebrochen. Der Wagen ist vor den anderen
geschmückt durch eine umbänderte Deichsel und feine Verzierung
der Antyx und zeichnet sich sogar vor Zeus' Wagen aus. Diese
Umstände scheinen mir bestärkend für Weizsäckers Vermuthung
(a. a. 0. S. 45) zu sprechen, dass Apollon (mit Artemis) Inhaber
des Fahrzeuges war.

Von den drei jenseits schreitenden Begleiterinnen hat diejenige
links wieder, wie oben Hestia, einen doppeltgemusterten Chiton.
Diesmal wechseln die Kreuze mit je zwei concentrischen Ringel-
chen. Ebenso scheint das Kleid der dritten rechts von diesen
Figuren zwischen den Querstreifen mit eingestickten Darstellungen
wenigstens oberwärts besetzt.

Die Gruppe des fünften Wagens ist in mehrfacher Hinsicht
interessant. Zunächst, wer immer ihre namenlose Genossin auf dem
Wagen sei, Lenkerin desselben ist jenseits Athena selbst. Ihre
iesseits stehende Begleiterin hält mit der 1. Hand das Kredemnon,
wie anderwärts Hera, Maia u. s. w. Athena aber zieht die Zügel
gegen das Kinn empor, die Pferde parirend. Daraus erklärt sich
nun die Stellung des Wagens und manches Besondere. Die Deichsel-
spitze hebt sich, da die Pferde zurück drücken, empor, wodurch
auch der Wagenkasten seine horizontale Stellung verliert und sich
gegen vorne hebt. Ebenso weicht die Stellung der Pferdeköpfe
von dem sonstigen Schema ab , sie steigen steil hintereinander mit
vorgedrängtem Halse auf, so dass das Handpferd, sonst mit dem
Kopfe das diesseitige Beipferd nach vorne überragend, diesmal wie
die übrigen hinter letzterem erscheint. Es ist freilich heute von
seinem Vordertheil nichts mehr vorhanden als der Ansatz des Halses
zwischen dem ersten und dritten Thiere. Vielleicht war es weiss;
vielleicht ist aber auch nur die Verletzung des Gefässes an dieser
Stelle schuld, dass von ihm, wie von dem Haupte des vierten
Pferdes nichts mehr zu erblicken ist. Im Ganzen scheint freilich
der Künstler mit dieser Darstellung ein Experiment gewagt zu
haben, dem er nicht gewachsen war: die Pferdebeine sind gerade,
hier, auch abgesehen von den mangelhaft restaurirten Hinterbeinen,
mehr in Unordnung als anderwärts.
 
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