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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

DOI Artikel:
Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0097
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88

namque primum Agatharchus Athenis Aeschylo docente tragoediam
scaenam fecit et de ea commentarium religuit. Auf Grund dieser Nach-
richt hat man Agatharchos zum Erfinder der Skenographie gemacht
und ihm ein Streben nach malerischer Illusion beigelegt, das ihn
als Vorläufer Apollodors erscheinen Hess. Damit stimmt freilich
der Bericht des Aristoteles Poet. 4 schlecht, dass Sophokles die
Skenographie erfunden habe, und ebensowenig, was uns über Apol-
lodor erzählt wird, und bereits Otfried Müller hat es versucht,
zwischen diesen Nachrichten zu vermitteln ; aber erst jetzt, nachdem
Dörpfelds glänzende Entdeckung uns die Geschichte des hellenischen
Theaters klar gelegt hat, sind wir in der Lage, die vitruvischen
Worte richtiger zu verstehen. Das scaenam fecit hat wohl mit der
Skenographie nichts zu thun, sondern bezieht sich auf die erste
jener Neuerungen, die aus dem alten Tanzplatz das Theater schufen,
auf die Errichtung des Bühnengebäudes, der ffKnvf). Im Zusammen-
hange damit mag auch eine Verbesserung des Theatermaschinerie-
wesens stehen7), jedesfalls erklärt es sich so überraschend einfach,
wie Agatharchos in Vitruvs Credo kam. Vitruv selbst hat natür-
lich die citirte Schrift nicht in der Hand gehabt und sich seinen
Vorstellungen vom griechischen Theater nach auch nicht gut etwas
anderes dabei denken können, als dass sie Lehrsätze über Per-
spective enthalten müsse. Aber nur was er excerpirte, nicht was
er vermuthete, hat für uns Zeugnisskraft.

Damit ist nun unsere Kunde von der altsamischen Maler-
schule zu Ende. Schon Agatharchos gehört Samos kaum mehr als
Sillax an, und demnach scheint es, dass sie die samische Plastik
nicht überlebt habe. Eine Localschule mag immerhin ihr unbe-
achtetes Dasein weiter gefristet und vom Ruhme der Ahnen gezehrt
haben, darauf weist ein neuer Theodoros von Samos, der bei Plinius
mit einem ebenso unbekannten Stadieus zusammen als Schüler eines
sonst nirgends genannten Nikosthenes erwähnt wird, aber noch ein-
mal zu Beginn der Diadochenzeit tritt ein samischer Künstler,
Theon, in den kleinen Kreis der Grossmeister hellenischer Kunst8).

7) U. v. Wilamowitz, Hermes XXI S. 597. Zu dem kühnen Ausspruche daselbst
S. 606 Anm. 1: „Eine Schrift des Agatharchos wird man im Ernste wohl so wenig
glauben, wie die grosse Anzahl architektonischer Monographien aus ältester Zeit,
von denen Vitruv redet", vergl. meine Erörterungen in dieser Zeitschrift IX
S. 181.

8) Mit Recht ist die von Brunn zuerst erkannte Identität Theons mit Theoros
bei Plinius 35, 138 allgemein angenommen worden, doch glaube ich es Robert
 
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