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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0110
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zwischen Apelles und Protogenes, zwischen Zeuxis und Apelles,
und was sich diesen würdig anschliesst, lassen wir billig aus dem
Spiel; bezüglich der ersteren habe ich schon auf den Anlass hin-
gewiesen 5C), die letztere verdankt ihre Entstehung den Versen, mit
denen sich die beiden Meister zum Kampfe herausriefen. Wären
sie aber wirklich auf den Kampfplatz hinabgestiegen, ich zweifle
keinen Augenblick, darüber würden wir sehr genau unterrichtet sein.
Nun stehen zwar in den Verzeichnissen der Werke dieser Meister,
wie sie unsere Schriftquellen geben, schön numerirt, der Knabe mit
den Trauben Nr. 14, die Trauben allein Nr. 15 bei Zeuxis, der
Vorhang Nr. 23 bei Parrhasios, und doch sind diese Dinge kaum
weniger zum Todtlachen, als des Zeuxis altes Weib Nr. 12. Die
Vorhanggeschichte darf uns aber doch noch für einen Augenblick
beschäftigen. Sie ist nicht so plump erfunden, als man zunächst
glauben möchte. Man findet es doch wunderlich, dass Parrhasios
auf den Einfall kommt, einen Vorhang zu malen, und dass Zeuxis
darauf so verständnissvoll eingeht, dass er sofort hinter diesem
Vorhange das Bild sucht. Vergleicht man damit die aelianische
Erzählung, wie Theon sein Bild vor einer festlichen Menge auf ein
nach seinem Wink ertönendes Trompetensignal enthüllt, so wird
man geneigt sein zu glauben, dass uns beide Geschichten damit
etwas von der gebräuchlichen Form dieser Wettkämpfe verrathen.

Ich lenke nun von diesem Excurse zum Thema zurück. Mit
Apollodoros von Athen beginnt eine neue Epoche. Die Entdeckung
der dritten Dimension auf der Fläche, wenn auch durch Polygnot
und seine Schule vorbereitet, sie war doch seine persönliche That.
Es war ein Ereigniss von ungeheuerer Tragweite, die Entdeckung
einer neuen zweiten Welt, von der die Malerei nun Besitz ergriff.
Was Wunder, wenn da ein göttlicher Taumel die Häupter der
Malerfürsten umfing, wenn sie sogar das Ende der Kunst vor
sich zu haben meinten. Ein Mangel an historischer Schulung

26) Die andere Geschichte von der Grossmuth des Apelles gegen Protogenes
ist gleichfalls sehr einfacher Construction. Dass Apelles et in aemulis benignus war,
ging aus der Anerkennung, die er dem Melanthios, Asklepiodoros, aber ganz be-
sonders dem Protogenes in seiner Schrift an Perseus spendete, hervor. Protogenes
war aber ursprünglich Schiffsanstreicher gewesen, wir wissen warum. Also rettete
ihn des Apelles Anerkennung. Die Antiphilos - Geschichte verdankt ihre Existenz
einzig und allein der Allegorie von der Verläumduug. Duris von Samos ist auch
meiner Meinung nach vielleicht der Erfinder, mindestens doch der Kedactor aller
dieser Anekdoten. Vergl. L. Urlichs, Ueber gr. Kunstschriftsteller S. 28.
Arcliäologisch-epigraphische Mitth. XII. g
 
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