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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0116
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die angeführte Stelle: „Auch erwarb er solche Schätze, dass er um
sich mit ihnen zu brüsten, zu Olympia in einem Gewände erschien,
in dessen Muster sein Name mit goldenen Buchstaben eingewebt
zu sehen war."38) Das ist, wie man sieht, ziemlich frei übertragen,
eine wörtliche Uebersetzung würde freilich keinen lesbaren Text
geben. Urlichs bemerkt zu den Worten in— tesseris „auf vier-
eckigen Läppchen, worauf sein Name gestickt war" 3i). Aber da-
durch wird die Sache um nichts besser. Man kann sich doch kaum
etwas Läppischeres denken, als den in solchen Lappen lierum-
stolzirenden Maler, und wie er dadurch sich mit seinem Reichthum
brüsten will, ist mir ganz unklar. Auch weiss ich wirklich nicht, wie
sich Plinius die Sache gedacht hat: daraufkommt zwar so viel nicht
an, ich glaube aber, diesmal ist er besser als sein Ruf, denn was
im Wortlaute seines Berichtes steckt, scheint doch etwas anderes
zu sein. Zunächst habe ich zu erwähnen, dass die Leseart in osten-
tationem Conjectur ist, die Handschriften bieten in ostentatione, das
gibt den guten Sinn, dass er seine Schätze zu Olympia wirklich
ausgestellt habe. Dann ist noch darauf hinzuweisen, dass pallia
Plural ist. Ja, aber Zeuxis kann doch nicht mehrere solcher pallia
getragen haben? Doch wo steht denn, dass er sie trug? Die
tesserae dieser pallia sind dem einfachen Sprachgebrauche nach
Aufschrifttäfelchen, da hatte der Name Zeuxis auch mit goldenen
Buchstaben seine volle Berechtigung. Ich brauche nur an das früher
über die Maler-Agone Bemerkte zu erinnern, und man sieht, es ist
hier von den Vorhängen seiner zu Olympia ausgestellten Bilder die
Rede. Dazu passt es auch recht gut, dass der Zeuxis des Lucian,
da er sich über den Unverstand des sein Bild bewundernden Publi-
kums ärgert, seinem Schüler Mikkion zuruft: TTepißctXe fjbrj xny ekdva.

Was wir von den Werken des Zeuxis bei Plinius hören, ist
nicht darnach angethan, uns eine noch so vage Vorstellung vom
Schaffen dieses Meisters zu gewähren. Wir könnten hier sichten
und jäten, doch das positive Erträgniss wird dadurch kein reicheres.
Aber glücklicherweise besitzen wir die musterhafte Beschreibung
eines seiner Bilder durch Lucian, und die Schilderung dieser Scene
aus dem Familienleben eines Kentauren, sie gibt uns wie mit einem
Zuge die Umrisse einer genialen künstlerischen Individualität. Die
alten phantastischen Typen, die so lange in der Poesie wie in der

a) Künstlergescliiclite II 78.

') Ohrestomathia Pliniana S. 348.
 
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