Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

DOI Artikel:
Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0119
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
110

so feiner Geist wie Plinius, für den löst sich gleich alles in Lob
oder Tadel auf, und so tadelt er ihn denn als grandior in capitibus
articulisque, ohne zu merken — es haben übrigens Andere auch
nichts gemerkt —, dass er dadurch, dass er zu viel sagt, nichts
sagt 3S).

Magnificus est Iuppiter eius in throno adstantibus dis. Dieser
Vorwurf will zunächst zu dem, was wir bisher von Zeuxis kennen
gelernt haben, nicht recht passen, denn die Vorstellung einer grossen
ceremoniellen und situationslosen Götterversammlung, die sich ein-
dringlich an das religiöse Empfinden des Betrachters wendet, sie steht
in allzu grossem Abstände von dem Meister des Kentaurenbildes.
Aber müssen diese Worte nothwendig ein solches Götteraufgebot
bedeuten? Das vielbesprochene, jüngst wieder von Robert ver-
kehrt gedeutete Vasenbild Compte rendu 1860 Taf. II zeigt uns
einen von Göttern umgeben thronenden Zeus, dem wir das Beiwort
magnificus nicht vorenthalten mögen40). Der Charakter der Darstel-
lung ist aber ein so intimer, olympisch häuslicher, dass der Ge-
danke an zeuxidischen Einfluss für uns hier alles Befremdliche ver-
liert. Man wird sich auch kaum erwehren können an ein berühmtes

39j Robert hält Arch. Märchen S. 76 diesen Tadel vollinhaltlich für „Xeno-
krates" und findet den dazu nöthigen „Antigonus" in der „Zurückweisung dieses
Vorwurfes" bei Quintilian.- Jedoch ein Künstler und noch dazu einer, dem der
Kampf um die kanonische Proportionslehre die Feder in die Hand gedrückt hatte,
wird wohl gewusst haben, dass eine Figur nicht grösser wird, wenn man den Kopf
und die Glieder gleicherweise vergrössert, Lysipp hatte ja gerade das Gegentheil
sehr eindringlich gelehrt. Aber steht denn nicht 35, 128 genau dasselbe von Eu-
phranor zu lesen? Auch er war capitibus articulisque grandior? Gewiss, doch
davor heisst es auch : sed fuit in universitate corporum exilior, und da kann der
Sinn nicht weiter zweifelhaft sein. Das will besagen, Euphranors Figuren - haben
trotz ihrer grösseren Schlankheit doch noch nicht so viel Kopflängen, als die
lysippischen. Aber in unserer Stelle können wir die exilitas corporum leider nicht
suppliren, denn die validissimd forma Quintilians erhebt dagegen energisch Ein-
spruch und damit fehlt jede Möglichkeit eines gesunden Sinnes. Seine Angabe«
Zeuxis plus membris corporis dedit scheint die originale Fassung der Vorlage des
Plinius (vermuthlich Varro) wiederzugeben. Durch die Exemplification an den
homerischen Frauengestalten werden wir auf das Helenabild unseres Meisters als
auf die letzte Quelle gewiesen. So bleibt denn die Lehre vom Kanon dort wo sie
hingehört, in der Geschichte der Plastik.

"} Wiener Vorlegebl. Ser. A Taf. 10 und Robert, Arch. Mär. Taf. III. Ich
verkenne die von Strube hervorgehobene starke Aehnlichkeit der Zeusfigur dieses
Bildes mit der auf Taf. II bei ßobert nicht und halte die von Stephani gegebene
und von Robert corrigirte Deutung für unzweifelhaft. Was aber daraus für die
Exegese unseres Bildes folgen soll, vermag ich nicht zu fassen.
 
Annotationen