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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

DOI Artikel:
Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0129
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Das aus so berufenem Munde gespendete Lob hat vielfachen
Widerhall gefunden und namentlich einer Zeit, die grössere colo-
ristische Leistungen kannte, lag es besonders bequem58). Daraus
aber den Schluss zu ziehen, dass Parrhasios im rein Malerischen
auch seiner Zeit nicht Genüge geleistet habe, war erst jener mo-
dernen Forschung beschieden, die die Trauben des Zeuxis gekeltert
hat. Der bekannte Ausspruch des Euphranor über das Verhältniss
von seinem Theseusbilde zu jenem des Parrhasios, dem man als
einem authentischen Zeugnisse hohen Werth zumessen muss, klingt
überlegen, aber nicht unehrerbietig, ich denke, jenem könnte auch
die Helena des Zeuxis als Vegetarianerin gegolten haben. Aber
wir haben doch auch ausdrückliche Zeugnisse über die Farben-
gebung unseres Meisters, ganz abgesehen von einer plinianischen
Notiz über den Gebrauch der eretrischen Erde, mit der nicht viel
anzufangen ist. Es sind zwei einander diametral entgegengesetzte
Urtheile, deren Werth sorgfältig erwogen sein will. Zunächst
Fronto ad Verum 1 = Ov. Schriftq. 1725: quid, si Parrhasium ver-
sicolora pingere iuberet, aut Apellem unicolora, aut Nealcen magnifica,
aut Niciam obscura aut Dionysium inlustria aut lasciva Euphranorem,
aut Pausiam proelia? Ich halte es für völlig unstatthaft, diesen Aus-
spruch mit Brunn erweiternd so zu interpretiren, als ob es thöricht
sei, von Parrhasios zu verlangen, „dass er Gegenstände male, deren
Bedeutung in der Mannigfaltigkeit der Farbe liege". Es ergibt
sich aus demselben nur, dass Fronto den Parrhasios für einen Mono-
chromatiker hielt. Wie er dazu kam, ist eine zweite Frage.
Monochromata sind für Zeuxis bezeugt und für Parrhasios gewiss
nicht unmöglich, aber dem sei nun wie ihm wolle, Fronto ist damit
abgethan. Der zweite Zeuge ist Diodor. Im ersten Fragmente
des 26. Buches heisst es von Pheidias: uaAiora TeBaujuacruevoc; em
tfj tüjv eXecpavrivuiv dYaXuärujv KorraöKeurj; von Praxiteles: 6 KaTa-
uiSac; aKpiuc; tok; XiOivoic; epYoic; t& if\q MJuxfjc; rcdOn, von Apelles
und Parrhasios: oi tok; eurreipiKuuc; KeKpauevoic; xpihuaöi npoorfo.TÖVTec;

noch, dass Hypsikrates hier mit Polemon enger verbunden ist als mit Antigonos,
dass Lucian, Macrob. 22, den Hypsikrates avffpacpeiic, bid troXXüJv na8r|HdTU)v
YevöjLievoi; nennt und dass ferner Xenokrates gar nicht hieher passt. Dafür darf
ich auf einen Vertheidiger dieser Conjectur verweisen, L. Urlichs a. a. 0. S. 30,
der diesen Gedanken weiter ausfuhrt und zum Schlüsse kommt, die Erwähnung des
Xenokrates als gelehrten Prunk zu verdächtigen.

58) Plinius 35, 129; Plutarch, de gloria Athen. 2 == Overb. Schriftq. 1704.
Wahrscheinlich ein Citat aus Euphranors „volumina de symmetria et coloribus".
 
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