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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0132
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da den Namen herauszugreifen und den Rest wegzuschütten.
Milchhöfer freilich hat für den Kunstcharakter des Parrhasios aus
dieser Nachricht Gewinn zu ziehen versucht, er nutzt aber auch
mit gleicher Unbefangenheit die witzige Schilderung des Demos
dieses Meisters. Den Archigallus Nr. 12 hat Bursian mit Nr. 13
dem sacerdos adstarde puero cum acerra et corona zu identificiren ver-
sucht, wie ich glaube, vergeblich; er gehört in ein anderes, weniger
ernstes Capitel. Plinius erzählt von dem Bilde, dass es Kaiser
Tiberius geliebt habe, atque ut auctor est Deculo HS LX aestimatam
cubiculo suo inchisit. Die gleiche Ehre ist bekanntlich für kurze
Zeit dem Apoxyomenos des Lysippos zu Theil geworden, aber
gewiss war nicht der absolute Kunstwerth, sondern der Reiz der
schönen nackten Jünglingsfigur die Ursache, warum sie ins kaiser-
liche Schlafgemach gebracht wurde. Dort befand sich auch noch
ein parrhasisches Bild. Davon berichtet Sueton, Tib. 44: Parrhasi
quoque tabulam, in qua Meleagro Atalanta ore morigeratur, legatam
sibi (Tiberio) sub condicione, ut si argumenta- off ender etur deeies pro
ea sestertium acciperet, non modo praetulit, sed in cubiculo dedicavit.
Die Zusammengehörigkeit beider Notizen springt in die Augen.
Urlichs nimmt an61), dass beide Bilder aus der gleichen Erbschaft
herrühren und hält das billigere Bild für das kleinere, offenbar
wegen des pinxit et minoribus tabellis libidines. Um so pikanter war
es aber und das Sechsfache für ein simples Pfaffenporträt ist doch
viel zu viel. Das Wunderlichste an der Sache bleibt aber doch,
dass sich Deculo-Plinius und Sueton auch ihrerseits in die Erb-
schaft theilen, der eine von diesem, der andere von jenem Bilde
berichtet. Sueton hat sich scheinbar das bessere Stück ausge-
sucht, oder sollte bei Plinius nur der Reiz der Geschichte verloren
sein? Es sieht ganz darnach aus. Ich glaube, es sind zwei Be-
richte über ein Bild. Die verschiedenen Preise beweisen dagegen
sicherlich nicht viel, solche Zahlenangaben, und gar hier, wo es
sich blos um eine Schätzung handelt, wollen nicht zu genau ge-
nommen sein. Ja, aber die verschiedenen Namen. Nun Meleager
und Atalante sind sicher widersinnig und scherzhaft gemeint, Ar-
chigallus auch; was für ein Umstand Anlass zu dem Scherze gab

— vielleicht waren die Hoden der männlichen Figur nicht zu sehen

— ist kaum zu sagen. Wichtiger wäre das Verhältniss zu dem
von Chrysipp gedeuteten anonymen Bilde, Zeus und Hera in gleicher

") Chrest. PUniana S. 351.
 
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