Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

DOI Artikel:
Klein, Wilhelm: Studien zur griechischen Malergeschichte, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0135
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
126

mythischen Darstellungen, die ich meine. Plinius erwähnt nur
zweier, Telephos' Heilung und Aias und Odysseus' Streit um die
Waffen Achills. Ein drittes hat uns Plutarch als Beispiel eines
ungewöhnlichen Vorwurfes überliefert, des Odysseus simulirten
Wahnsinn"5). Wir sind dadurch in der glücklichen Lage, nicht
blos ein besonders wichtiges Bild mehr zählen zu können, sondern
auch wieder einmal Plinius genauer auf die Finger zu sehen.
35, 129 zählt er die Werke des Euphranor auf und fügt dort zu
den dreien, uns auch aus Pausanias bekannten Werken in der Stoa
basileios noch ein viertes ephesisches hinzu: Nobüis eius tabula
Kphe.fi est, Ulixes simitlata insania bovem cum equo iungens et palliati
cogitantes, dux gladium condens. Die ausführliche Schilderung Lucians
geht, was nie bezweifelt wurde, auf dasselbe Bild zurück. Pala-
medes TrpoKüJTrov e'xujv tö i-ityoq ist der dux gladium condens und die
richtige Interpretation dieses Zuges scheint die lucianische zu sein.
Die Berühmtheit des „euphranorischen" Bildes ist demnach erwiesen,
sonderbar, dass nun Plutarch das parrhasische allein zu kennen
scheint. Dass Euphranor einen Vorwurf unseres Meisters, wenn
auch so specieller Art, noch einmal malt, bedarf wohl eines klaren
Zeugnisses, aber keiner besonderen Erklärung, dass er es aber
auch für die Heimat desselben malt, geht doch über den Spass.
Sehen wir uns nun den Zusammenhang bei Plinius an, so klärt
sich die Sache völlig auf. Dort werden die drei opera des Eu-
phranor erwähnt, zum dritten, dem Theseus, hinzugefügt: in quo
dixit eundem apud Parrhasium rosa pasturn esse, sumn vero carne
und dann unmittelbar Nobilis eius etc. etc. Diese Worte gehören
genau genommen zu Parrhasios und nicht zu Euphranor-, das hat
bereits Blümner bemerkt; dafür aber, dass sie hier in den Text
gerathen sind, ist wahrscheinlich nicht irgend ein Abschreiber, son-
dern der confuse Autor selber haftbar6"). Aus der Erkenntniss des
Thatbestandes folgt für das Wissen um unseren Meister lebendiger
Gewinn. Wir besitzen nun doch von einem seiner Bilder eine klare
Vorstellung, die uns seine dramatische Gestaltungskraft in über-
raschender Weise offenbart. Ein viertes mythisches, gleichfalls
vom Geiste des Dramas umwehtes Bild, sein Philoktet, ist nur

. or') De aud. poet. 3 = Öv. Schriftq. 1708.
M) Arch. Studien zu Lucian S. 66 Anm. 1. Blümner hat die, wie mir
scheint, selbstverständliche Identificirung vernmthet, so viel ich aber sehe, damit
kein Glück gehabt.
 
Annotationen