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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 12.1888

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Premerstein, Anton von: Zur Inschrift C. I. L. III 4037
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https://doi.org/10.11588/diglit.12269#0143
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dies noch ausdrücklich bestätigt durch die vita Severi (c. 10),
welche ihn die Richtung über Viminacium in Moesia superior, wo
er seinen älteren Sohn zum Caesar erhob und durch Pannonien,
dessen Wahrsager er nach dem Ausgange des bevorstehenden
Krieges befragte, einschlagen lässt. So weit gekommen, verliess
der Kaiser nach unseren bisherigen Quellen die Armee, um nach
Rom zu eilen und dort durch sein persönliches Erscheinen die
Verschwörung zu Gunsten des Albinus zu entwaffnen (Schiller
R. K. Gr. I2, 714). Diese Trennung vom Heere nun erfolgte, da
man sich nach dem eben Gesagten bereits in Pannonien befand,
höchst wahrscheinlich in Poetovio selbst, von wo der nächste Weg
über Aquileia nach der Hauptstadt führte. In unserer Inschrift ist
die Abreise des Kaisers nach Rom bereits vorausgesetzt, indem
Plautianus in Stellvertretung seines Herrschers (iussu principis sui
Z. 8. 9) die Ära setzt. Die Beauftragung des Plautianus erklärt sich
wohl am natürlichsten dadurch, dass dieser den Kaiser auch in An-
gelegenheiten des militärischen Gommandos vertrat und die interi-
mistische Leitung eines unmittelbar unter dessen Befehl stehenden
Corps, vielleicht der den Marsch nach Gallien fortsetzenden Prä-
torianer übernommen hatte. Dies deutet auch der Beisatz: proficis-
cens ad opprimendarn factionem Gallicanam (Z. 5—8) an, welcher
wobl nur für einen selbstständig commandirenden, keinem anderen
untergeordneten Offizier passt und zugleich durch das proficiscens
nahelegt, dass die Uebernahme des Commandos in Poetovio selbst
stattgefunden habe. Die verhältnissmässig inferiore Stellung des
Plautianus als einfacher Tribun war wohl kein Hinderniss zur Be-
kleidung eines solchen Vertrauenspostens, zu welchem allerdings in
erster Linie seine Vorgesetzten, die praefecti praetorio, berufen ge-
wesen wären; aber diese (wie mindestens einen Theil der Prä-
torianer) wird Severus bei seiner Reise nach Rom mit sich ge-
nommen haben, um sie dort zur Unterdrückung des drohenden Auf-
standes zu verwenden. Dazu kommt noch das persönliche Verhält-
niss des Plautianus zu Kaiser Severus, auf welches wir unten
noch zurückkommen werden.

Dass Septimius Severus die Ära gerade in Poetovio setzen
Hess, dürfte seine Erklärung wohl in der eigenthümlichen Lage
dieser Stadt finden, welche, selbst noch zu Pannonia superior ge-
hörig, wie ich an anderer Stelle nachweisen werde, nur durch den
Draustrom von Noricum geschieden wurde, welches dem Albinus
anhing (Schiller R. K. G. I2, 714). Man wollte also noch unmittel-
 
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