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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Riegl, Alois: Zur spätrömischen Ikonographie der Monate
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0020

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Monate Sacrum Mercurii, aber — was wohl zu beachten ist —
nicht als Fest der Schutzgottheit des Mai aus dem Kreise der
Zwölfgötter., als welche Apollo an der Spitze der Monatstafel
steht, sondern mit Bezug auf den heimischen ländlichen Cult.
Auch ist Mercur der Sohn der im Maivers des Filocalus ge-
nannten Maia. — Dem Juni ist Juno zugewiesen, der die Calenden
des Juni heilig waren. Dem Juli entspricht Neptun, offenbar
mit Bezug auf die Neptunalien (22.—23. Juli); die auch das
Menologium rust. zu diesem Monate verzeichnet. — Nur der Sep-
tember knüpft mit Vulcan noch an die Auffassung des Manilius
und des Künstlers der gabinischen Ära, d. i. an die alte Parallele
mit dem griechischen Zwölfgötterkreis an, da auch bei dem letzt-
genannten der Monat der Wage (19. Sept.—18. Oct.) dem Vulcan
zugewiesen ist. Das Men. rust. verzeichnet dagegen ein Sacrum
Volcano zum August. — Der October ist durch Bacchus reprä-
sentiert, entsprechend dem Sacrum Libero im Men. rust. Der
Octobervers bei Filocalus spielt deutlich auf die Weincultur an,
und der Vers des anderen in der barberinischen Filocalus-Hand-
schrift überlieferten Cyclus (C. I. L. I p. 411) nennt sogar den
Gott: Omnis ager Bacchi munere voce sonat. — Der November
endlich ist durch die Isis ausgedrückt, deren Cult verhältnis-
mäßig spät in Rom Eingang fand und daher nachdrücklich auf
eine vorgeschrittene Zeit hinweist; im Men. rust. ist sie durch
die Heuresis (des Osiris) angedeutet.

Wenn wir nun die Gründe, aus denen die Zuweisung der
Monate an die einzelnen Gottheiten erfolgt sein muss, zusammen-
fassend überblicken, so vermögen wir drei verschiedene Auf-
fassungen darin zu erkennen. Die älteste ist diejenige, die an
den Zwölfgötterkreis anknüpft, und in augusteischer Zeit die
herrschende war; an unserem Mosaik ist sie nur im September
vertreten. Die zweite Auffassung hält sich anstatt an den fremden
griechischen Götterkreis an die heimischen Culte, wie sie nament-
lich im alten Bauernkalender als die maßgebendsten des jeweiligen
Monats verzeichnet sind: Mercur (Mai), Juno (Juni), Neptun
(Juli), Bacchus (October). Die dritte ist die vorgeschrittenste:
sie hat bereits den Isiskult adoptiert, was mit Rücksicht auf den
officiellen Charakter, der dem Kalender und somit auch jenen
bildlichen Ausdrucksformen zukam, kaum vor der Zeit der
Antonine zu denken ist. Alle drei Auffassungen finden wir aber
auch im Kalender des Filocalus, nur mit dem Unterschiede, dass
hier die einzelnen Monate nicht mehr durch Gottheiten repräsentiert
sind, sondern durch Personificationen des Monatsbegriffs, die in
 
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