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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Ziehen, Julius: Römische Bildwerke im Nationalmuseum zu Pest
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0058

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Schulter genestelte Chlamys zieht sich halbmondförmig über die
Brust nach der linken Schulter hin. A ist völlig nackt und zeigt
von den beiden bis zur Mitte der Oberschenkel erhaltenen Beinen
das rechte ein wenig vorgesetzt.

Die Deutung dieser Figuren wird durch die Art der Be-
festigung der Flügel bestimmt ; es ist Ikaros den wir in beiden
Statuetten zu erkennen haben.5) Analogien dieser statuarischen
Ikarosdarstellung sind aus dem Kreise der benachbarten Provin-
zialkunst; allerdings auch nur aus diesem, soweit ich sehe, mehrere
bekannt; zunächst hat Conze Rom. Bilderwerke II S. 8 A. 5
die Mittelfigur der Grabsteinkrönung von Gonovitz bei Muchar
Steiermark I Tai. VI—VII unter Vergleichung von Sculptur-
resten im Johanneum zu Graz (vgl. Pichlers Führer 5, 9. Arch.-
epigr. Mittheil. 1878 S. 178) und im kaiserl. Antikencabinet zu
Wien auf Ikaros gedeutet, außerdem R. v. Schneider in einer
von Lipp als Genius publicirten Figur eines Hochreliefs in Stein-
amanger (Vasmegyei regesz. egyl. 5 Heft Fig. 7 ; Schneider Arch.-
epigr. Mittheil. 1878 S. 11) Ikaros erkannt. Wenn unsere Figuren
dieser Analogien zu ihrer Deutung nicht bedürfen, so wird dagegen
die Art ihrer ursprünglichen Aufstellung und Verwendung nach
ihnen zu beurtheilen sein. Wir werden uns dieselbe jedenfalls
nach Art des Ikaros vom Gonovitzer Grabsteine zu denken haben.

Wir gehen über zu einer Gruppe von vier Reliefs, die nach
Herrn Hampels wahrscheinlicher Vermutung ehemals einem und
demselben Sarkophage zugehörten; sowohl die Ubereinstimmung
des Materials (Marmor) und der Arbeit, als auch die der Maße
weisen darauf hin. Es sind zwei längere Platten, die in der Mitte
des oberen Randes das zur Einklammerung des Sarkophagdeckels
dienende (?) Loch zeigen • ihre Länge beträgt 97, ihre Höhe 72,
ihre Dicke 16 cm. An beiden Platten ist, wenn sie Gegenstücke
sind, auf der analogen Seite, ein schmales Stück weggebrochen,
das aber kaum etwas mehr als den Reliefrahmen enthielt. Die
beiden Schmalplatten hatten vielleicht zu beiden Seiten des In-
schriftfeldes an der Vorderseite des Sarkophages ihren Platz.

5) cf. Robert A. Ztg. 1877 S. 1 A. 5: „Auf allen Ikarosdarstellungen
wird die künstliche Beflügelung durch Arm- und Brustbänder angedeutet";
vgl. auch das Relieffragment von Carnuntum Arch.-epigr. Mittheil. 1886 S.
38. Der spielende Geist der späteren Kunst lässt auch das natürliche Flügel-
werk der Eroten den Gefahren künstlicher Beflügelung unterworfen sein; s.
die Lampe Westdeutsche Zeitschr. VII Taf. 8 Fig. 4, wo der Erot doch
offenbar mit dem Leimtopf, den er in der Linken trägt, den Schaden heilen
will; vgl. auch z. B. DAK. II 265.
 
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