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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Ziehen, Julius: Römische Bildwerke im Nationalmuseum zu Pest
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0068

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58

Von links oben ist in raschem Fluge mit flatternder Chla-
mys, den Helm auf dem Haupte, den Schild am linken Arme
und den Speer in der rechten Hand Mars genaht und hat be-
reits mit dem einen Fuße die Erde erreicht; der Kriegsgott ist
unbärtig, so wie wir ihn auf den meisten Darstellungen dieser
Scene finden; sein Körper ist bis auf die erwähnte Chlamys
völlig nackt. Weitere Figuren finden sich nicht auf unserem Relief,
das, nach guter Vorlage gearbeitet, trotz der Ungunst des Stein-
materials und seiner Erhaltung, durch die Sorgfalt und Richtig-
keit der Formgebung einen trefflichen Eindruck macht.11)

Fig. 11.

Vergleichen wir die vorhandenen Darstellungen von Rhea
Silvias Überraschung mit einander, so tritt uns bei allen eine
völlige Ubereinstimmung in der Wahl des Momentes12) und dem

u) Die Rhea Silvia-Denkmäler betreffend ist die bei Baumeister III 886
citierte Literatur zu vergleichen. Zuzufügen ist das eine Giebelrelief der
Igler Säule, richtig hierher gezogen von Schorn und Kügler Kl. Sehr. II 81 f.
gegen deren weitere Ausdeutung im Sinne einer historisierenden Localarchäo-
logie sich schon Jahn Bonn. Jahrb. XI S. 65 erklärt hat; cf. auch Michaelis
A. Ztg. 1866, 238*. — Was die Bronce Annali 1854 tav. 36 betrifft, so wäre
die Beziehung auf Rhea Silvia in der Uberschrift auch im Sinne des Textes
selbst besser unterblieben. — Auf eine bildliche Darstellung unsrer Scene
weist auch Ausonius epigr. XXVI 5 hin- — Zu dem Lyoner Medaillon Miliin
Gall. myth. 653 vgl. weiterhin Boissieu Inscr. de Lyon p. 465; Fröhner
Musees de France S. 57 mit PI. XV 3. Jedesfalls war die Uberraschungs-
scene wie die analoge Ariadnescene schon seit langer Zeit auch Gegenstand
der Saltatio und wird in der Repertoireübersicht bei Lukianos de salt. unter
dem allgemeinen xlusdruck in c. 37 mitzuverstehen sein.

12) Auch für das Medaillon des Lyoner Gefäßes wird man keinesfalls
mit Wieseler Ära Casali S. 62 an einen späteren Moment, wo „Mars nach
der Umarmung die bekümmerte Vestalin tröstet", denken dürfen. Die auf-
rechtere Lage der Rhea Silvia ist jedenfalls nur durch Raumrücksichten be-
stimmt, auch scheint mir fraglich, ob man wirklich mit Wieseler und Fröhner
in der Körperhaltung des schlafenden Mädchens die Wirkung des bei Ennius
berichteten Traumgesichtes erkennen darf.
 
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