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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Heberdey, Rudolf: Bemerkungen zur Francois-Vase
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0084

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74

die Henkelansätze eingenommenen Kaum hinausragt,2) mit anderen
Worten, dass die fehlenden Theile eines Viergespannes von den
Dimensionen der übrigen Gespanne des Streifens, in diesem Eaume
nicht Platz finden. Da nun die erhaltenen Theile sämmtlicher
Gespanne in den Maßen untereinander übereinstimmen, mithin
die Annahme, Mass gerade die angeblich verdeckten Stücke in
kleineren Verhältnissen gebildet gewesen wären, ausgeschlossen
erscheint, so ergibt sich, dass die Gespanne des Poseidon und
Ares niemals vollständig gemalt waren, demnach auch nicht von
den Henkeln zum Theil verdeckt sein können.

Minder deutlich steht die Sache bei den Lücken der anderen
Seite; doch ist klar, dass hinter Hephaistos eine Erweiterung der
Darstellung nicht möglich ist, ohne den Sinn derselben zu stören.

Somit ist erwiesen, dass an drei von vier Stellen die Henkel-
ansätze nichts verdecken können und wir dürfen mit Recht dies
auch für die vierte behaupten. Damit ist der oben vorgetragenen
Ansicht über die Herstellung des Gefäßes der Boden entzogen,
imd es stellt sich die störende Unterbrechung der Bildstreifen
keineswegs als nachträglich, sondern als den Malern bekannt und
von ihnen gewollt oder zugelassen heraus. Die nach Weizsäcker
vorliegende „unbegreifliche Rohheit" verwandelt sich damit in
einen Sachverhalt anderer Art, der freilich an sich kaum weniger
absonderlich erscheint. Die Namen der Götter, welche auf den
Wagen stehen, sind nämlich sonst durchaus an dem oberen Rande
des Bildstreifens bei ihren Köpfen angebracht, bei den beiden

2) Zur Verdeutlichung habe ich bei dem obigen Versuch das Gespann
des Apollon als das regelmäßigste und an Länge hinter dem des Hermes zurück-
stehende in der bezeichneten Art eingetragen. Für die übrigen Gespanne
wird es genügen, folgende Zahlen anzuführen. Es beträgt nach Milani die
Breite der Lücke in Millimetern

vor Ares °^en ^ nach A °e °^en ^ vor oben 48 nach oben 48
unten 56 unten 52 Hephaistos unten 54 Hephaistos unten 53

Abstand des vordersten Pferdehufes von dem hintersten Punkte des Rades
(nach Messungen von Reichel an den Originalbausen Michaleks)
für Zeus 161 mm für Athena 161 mm

Hermes 163 mm Apollon 161 mm

Abstand des vordersten Pferdehufes von der Lücke

für Poseidon 103 mm für Ares 104 mm.

Fügen wir dazu die größte Breite der Lücke, so ergibt sich als ver-
fügbarer Raum für Poseidon 159 mm, für Ares 156 mm, mithin ein Minus von
mindestens 2 mm, bezw. 5 mm.

Dabei muss aber noch in Rechnung gezogen werden, dass die angegebene
Distanz nicht die größte Längenausdehnung bezeichnet, sondern Wagenkorb
mit Insassen stets mehr oder weniger über das Wagenrad nach hinten vorragen.
 
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