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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Heberdey, Rudolf: Bemerkungen zur Francois-Vase
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0088
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I

(et auf Taf. II). Diese letztere kann nur bezwecken, das Los-
lassen des einen Endes beim Abschnellen des Geschosses zu
erleichtern, indem man durch die Schlinge des andern ein oder
zwei Finger der Rechten steckt und so dieselbe festgehalten wird.4)
Ganz dasselbe Aussehen haben nun die erwähnten Riemen, und
ich stehe nicht an, sie für Schleudern zu erklären.5) Genau in
derselben Gestalt erscheint die Schleuder auf einem der Pfeiler
der tomba ai rilievi zu Cerv.etri (vgl. c auf Taf. II nach Martha
l'art etrusque pl. III). Schleudern als Waffe erwähnt schon Homer N
599 ff., welche Stelle keineswegs beweist, wie A. Müller (Baumeister,
Denkmäler S. 2023) behauptet, dass nur niedere Krieger diese
Waffe geführt hätten. Im Gegentheil scheint aus der zweiten Homer-
stelle, ebenda 716 ff., besonders wenn man dazu Thuk. II 81 und
Liv. XXXVIII 29 hält, hervorzugehen, dass die Schleuder beson-
ders in den Gegenden um den äußeren korinthischen Meerbusen
verbreitete Waffe war, was natürlich ihre Verwendung gerade bei
der kalydonischen Jagd nur um so leichter verständlich macht.

III.

Viel umstritten ist die Erklärung des oberen Halsstreifens
der Rückseite; zwar über den Gegenstand im Allgemeinen kann
kein Zweifel obwalten: desto größere Meinungsverschiedenheiten
herrschen über die Einzelheiten, das Local, das Verhältnis des
Schiffes zu den Theilnehmern am Festreigen und besonders über
den im Wasser schwimmenden Mann, und auch die zuletzt von
Weizsäcker (Rh. Mus. 1878 S. 380 f.) gegebene Erörterung ist

4) Die Richtigkeit der Auffassung bestätigen die Pygmäen der ersten
Gruppe, sowie andere Monumente, auf welchen Schleuderer in Thätigkeit dar-
gestellt werden, z. B. Gerhard A. V. IV 324, 1 = Gaz. arch. 1876 pl. 3;
Mon. dell' Inst. XII t. 14 und t. 14a; P. Gardner, Types of Greek coins
pl. X, 10; pl. XIII, 5.

5) Weniger sicher erscheint mir eine weitere Vermuthung, die allerdings
durch das Vorgebrachte an Wahrscheinlichkeit gewinnt: dass die beiden bis-
her unerklärt gebliebenen Linien hinter dem rechten Arme des Arpylea, die
doch keinesfalls den fehlenden rechten Arm des Aristandros darstellen können,
gleichfalls einer Schleuder angehören, gerade im Momente nach Absendung
des Geschosses, wobei das losgelassene Ende gerade in die Höhe steigt, der
rechte Arm mit dein anderen nach vollführter Schleuderbewegung naturgemäß
an den Körper angezogen wird. Jedenfalls würde durch diese Annahme gleich-
zeitig das anscheinende Fehlen des rechten Armes und der zwischen linkem
Oberarm und Oberschenkel des Aristandros hervorkommende Bausch, als zur
Aufbewahrung der Schleudersteine bestimmt, (möglicher Weise so auch an
einem Steinschleudernden der Meleagerjagd von Gjölbaschi Taf. VII B 2
S. 107) seine Erklärung finden.
 
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