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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Heberdey, Rudolf: Bemerkungen zur Francois-Vase
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0089

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weit entfernt, alle Bedenken zu erledigen/') Ohne hier die ver-
schiedenen Ansichten im Einzelnen durchzugehen, will ich mich
darauf beschränken, jene Punkte festzustellen, mit Hilfe deren,
wie ich glaube, mit einiger Sicherheit eine Erklärung gegeben
werden kann.

Vor Allem hätte man nie bezweifeln sollen, was schon Jahn
(Kat. d. Münchner Vasens. S. CXV Anm. 1090) ausgesprochen
hatte, dass die Theilnehmer am Festreigen nicht als eben dem
Schiffe entstiegen gedacht sein können. Zwar hat Weizsäcker
(a. a. 0. S. 375) das Argument Jahns, dass ja das Schiff voll
besetzt sei, mit der Bemerkung abgewiesen, dass der in der Lücke
uns verloren gegangene Theil des Schiffes Raum genug für die
17 Personen der rechten Seite geboten haben könne, und allerdings
möchte ich diesem Argumente an und für sich keine besondere
Beweiskraft beimessen; mehr Gewicht scheint mir ein anderes
Moment zu besitzen, das bis jetzt noch nicht hervorgehoben worden
ist, aber bei der beispiellos gleichmäßigen Genauigkeit, mit der
die Künstler gearbeitet haben, sicherlich wohl zu beachten ist.
Ich meine das Fehlen jeglicher Vorrichtung, mittelst deren die
Tanzenden überhaupt hätten das Schiff verlassen können. Oder
soll man annehmen, sie hätten schwimmend das Land erreicht?
und so auch die bekleideten Mädchen? Dafür ist doch in der
Situation ein annehmbarer Grund in keiner Weise zu finden.7)

Ein weiteres Argument liefert die Erwägung, und das ist
ein zweiter Punkt, welchen ich feststellen möchte, dass die augen-
scheinliche Erregung, das überraschte Staunen der Schiffsinsassen
sich nur auf die Vorgänge auf dem Lande, niemals auf den
Schwimmer beziehen kann. Dies beweist die Haltung sämmt-
licher Schiffer, am schlagendsten die des Steuermannes, der
sich umwendet, doch wohl nicht um den vor ihm, zu seinen
Füssen Schwimmenden, sondern um irgend ein auffälliges Er-
eignis hinter seinem Rücken, auf dem Lande zu sehen. Eben
dieses Erstaunen aber bleibt völlig unerklärt, wenn man annimmt,

6) In jüngster Zeit hat Böhlau in der Berl. archäolog. Gesellschaft eine
neue Deutung versucht, wonach der Schwimmer der Heros Butes und zwei
Scenen nebeneinander gestellt wären. Da ich diese Deutung nur aus dem
kurzen Berichte der Berl. phil. Wochenschr. Nr. 18 S 584 kenne, ist mir ein
näheres Eingehen auf dieselbe leider verwehrt.

7) Zur Unterstützung dieser Ansicht etwa den Schwimmer (von welchem
gleich später) für den Letzten der Tänzer zu erklären, der eben im Begriffe
sei, zu landen, geht schon aus dem einfachen Grunde nicht an, weil die Zahl
von 14 schon voll ist und jedesfalls kein einzelner Mann, sondern nur ein
Paar gezählt werden könnte.
 
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