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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Heberdey, Rudolf: Bemerkungen zur Francois-Vase
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0090

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dass die Tänzer eben das Schiff verlassen haben, ihre Persön-
lichkeit und ihr Thun also den Zurückgebliebenen nicht neu und
unbekannt sein kann.

Noch ein Drittes lässt sich mit Sicherheit ausmachen: der
Schwimmer kann keinesfalls von den noch im Schiffe befindlichen
Leuten getrennt werden. Dadurch, dass sämmtlichen Theilnehmern
am Reigen ihre Namen beigeschrieben sind, während auf der
anderen Seite der Darstellung keine einzige Inschrift erscheint,
ist eine deutliche Scheidung der Scene in zwei Hälften hergestellt,
und die klein gezeichneten Insassen des Schiffes scenisch als ferne
Zuschauer charakterisiert, welche nicht als Einzelpersonen handelnd
auftreten, sondern blos in ihrer Gesammtheit in verschiedenen
Abstufungen den Eindruck wiederspiegeln sollen, welchen das
Ereignis der anderen Seite machen muss. Sollte also eine Figur
dieser Seite als nicht zu diesen Zuschauern gehörig erscheinen,
so musste sie durch die äußere Erscheinung oder eine beigefügte
Inschrift vor den übrigen hervorgehoben werden. Keines von beiden
ist der Fall. Weder unterscheidet sich der Schwimmer in irgend
etwas von den Schiffsleuten (die Haartracht erklärt sich einfach aus
der Durchnässung des Haares beim Schwimmen), noch ermöglicht
uns eine Inschrift, in ihm einen Aigeus, Glaukos, Dionysos u. s. w.
zu erkennen. Dies hat Weizsäcker ganz richtig gegen die Auf-
fassung als Aigeus und Glaukos vorgebracht, es gilt aber nicht
minder von seiner eigenen Deutung auf Dionysos, wie von Böhlaus
Deutung auf Butes. Wozu sollen wir denn aber auch zu so weit
abliegenden Vermuthungen unsere Zuflucht nehmen, da doch die
Beziehung zum Schiffe, die Jedem zunächst sich aufdrängt, eine
vollständig befriedigende Erklärung zu geben im Stande ist?
Wenn der Vorgang auf dem Lande die Gemüther der Seeleute so
mächtig zu bewegen vermag, wie dies thatsächlich dargestellt ist,
ja der Eine sogar die Hände über dem Kopfe zusammenschlägt
wie in Vorbereitung zu einem Sprunge in das Wasser, so ist es
doch nur eine weitere sehr ausdrucksvolle Steigerung, wenn ein
Anderer sich kurzweg ins Meer gestürzt hat, um dem erfreulichen
Ereignisse — denn nur um ein solches kann es sich handeln —
möglichst schnell nahe zu sein, noch vor der Landung.

Diesen gewiss richtigen Gedanken Gerhards hat Weizsäcker
abgelehnt, weil die Erregung der Schiffsleute bei dieser Auffassung
nicht erklärt werde, — ein Einwand, der sich durch die richtige
Erkenntnis der Ursache dieser Erregung von selbst erledigt.

Welches ist denn nun also diese Ursache? Die Abhaltung
einer Siegesfeier nach der Tödtung des Minotauros ist etwas
 
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