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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Heberdey, Rudolf: Bemerkungen zur Francois-Vase
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0092

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gerudert wird —• nur mit stehendem Mäste und ausgespannten
Segeln dargestellt werden. Alle diese scheinbar widersprechenden
Züge aber vereinigen sich aufs glücklichste zum Bilde eines Schiffes,
das im Begriff steht zu landen: der Mast ist bereits niedergelegt,
das Schiff in den Hafen, aber noch nicht ans Ufer gelangt, die
Ruder sind noch nicht aus dem Wasser gezogen, die Leiter noch
nicht ausgeworfen; da unterbricht die freudige Überraschung
den ganzen Schiffsdienst, und die Ungeduldigen, die den lang-
samen Gang der Landung nicht erwarten mögen, suchen den
nächsten Weg, sich mit den Geretteten zu vereinigen.

Unabweisbar natürlich scheint mir der Gedanke, dass das
Schiff nicht etwa ein anderes, späteres, sondern dasselbe sei,
welches den Theseus mit den Seinigen gelandet habe. Ob es
etwa von Knossos abgefahren und heimlich wiedergekehrt sei
oder wie sonst das Epos den Vorgang entwickelte, vermag ich
aus unserer Überlieferung nicht nachzuweisen. Dies kann mich
aber an dem Sachverhalte selbst nicht irre machen, der sich
meines Erachtens mit vollkommener Deutlichkeit aus dem in der
That redenden Bildwerke ergibt.

IV.

Die beiden Bauwerke, welche sich auf der Vase finden, das
Thetideion und das Quellhaus, werden gemeinhin als templa in
antis bezeichnet, diese Benennung ist jedoch unberechtigt: die
sogenannten Anten sind keine Anten, sondern frei vor der Wand
stehende Pfeiler. Ganz deutlich zeigt dies am Quellhause die
Basis, auf welcher Rhodia steht — möge sie nun was immer für
eine Bedeutung haben; dieselbe reicht aus dem freien Räume
außerhalb des Gebäudes zwischen der angeblichen Ante und der
Wand in's Innere, setzt also, da an eine Thür an dieser Stelle
unmöglich zu denken ist, freien Raum zwischen beiden voraus.
Dass die sogenannten Anten ihrer architektonischen Bedeutung
nach zu den Säulen, nicht zur Wand in nächster Beziehung stehen,
beweist auch der verschiedene Unterbau; während die Wand
einen aus zwei Quaderlagen, deren untere hochkantig gestellt
ist, gebildeten Sockel aufweist, finden wir bei Säulen und
Anten in vollkommen gleicher Weise eine einfache, niedrige Basis.
Die Übereinstimmung, welche in diesem Punkte zwischen Quell-
haus und Thetideion herrscht, zeigt, dass dasselbe nicht zufällig
ist, und berechtigt gleichzeitig auch für das Thetideion dieselbe
Form des Grundrisses vorauszusetzen, welche wir für das Quell-
haus annehmen müssen.
 
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