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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Münsterberg, Rudolf: Zur Helena der Gjölbaschireliefs
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0096

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86

Darstellung der Vorderseite allein (Millingen LIV, Panofka a. a. O.
XXXI B) wurde von Hirzel (Arch. Ztg. 1863 S. 69 ff.) besprochen
und auf Antigone vor Kreon gedeutet; ihm hat sich Heydemann
(Nacheurip. Antigone S. 16; 38) angeschlossen.

Mit andern Gegenständen der Sammlung Blacas dürfte die
Vase in das britische Museum gekommen sein, und hier wird sie in
dem neuen Vasencatalog, dessen Veröffentlichung dem Vernehmen
nach bevorsteht, eine um so willkommenere Beschreibung finden,
als die beiden Publicationen in verschiedenen Punkten nicht un-
wesentlich von einander abweichen und namentlich ein hinreichendes
Urtheil über den gerühmten Werth der Ausführung nicht zulassen.

Auf dem oberen Streifen der Vorderseite2) thront rechts unter
einem Schirm, den eine Dienerin hält, eine vornehme Frau. Ihre
Bewegung, wie sie den Schleier mit der Rechten erfasst und den
Kopf hochhebt, verräth Aufmerksamkeit. Mit einer gewissen Er-
regung schaut sie nach den jugendlichen Rittern hin, die in
leichter Reisetracht soeben vor ihr erschienen sind. Einer ist als
Wortführer bereits vom Pferde gesprungen und vor eine zweite
Dienerin getreten, die ihm den Willkommentrunk entgegenreicht.
Zwischen diesen beiden steht ein Krater von der Form unserer
Vase, auch ähnlich bemalt.

Die Andeutungen des Malers scheinen mir zu genügen, um
den Gegenstand erkennen zu lassen: es ist die Ankunft des
Paris bei Helena, allerdings in einer Auffassung, die nicht wohl
vom Vasenmaler selbst herrühren kann — denn er ist, wie es
scheint, nichts weniger als ein Künstler —, sondern auf die Be-
nützung eines guten Vorbildes hinweist. Helena thront in Mitten
ihrer Dienerinnen3), wie es der Pracht des spartanischen Fürsten-
sitzes bei Homer entspricht; die beiden Ritter sind Paris und Aineias,
die im Hause des Menelaos gastfreundlich aufgenommen werden.
Menelaos, der, wie ich glaube, auf den Vasen des fünften Jahr-
hunderts im Anschluss an das Epos bei der Ankunft der Gäste selbst
auftritt, um als Herr des Hauses die Pflicht der Gastfreundschaft
zu üben, wird im vierten Jahrhundert und später als Nebenfigur
bei Seite gelassen, um den beiden Hauptpersonen Platz zu machen.

2) Abgebildet bei Panofka Bilder antiken Lebens XIX 9.

3) Die Zahl von zwei Dienerinnen finden wir fast regelmässig gerade
auf besseren Vasenbildern (Compte-rendu 1861, V 3; Raoul-Rochette monum.
ined. 49 A, Overbeck Bildwerke XII 6; Monum. ed Ann. 1856, XIV, Wiener
Vorlegebl. VIII 3; Gerhard Trinkschalen und Gefässe I 11. 12, Overbeck
Bildwerke XIII 3), so dass die Übereinstimmung mit dem Epos wohl nicht
zufällig ist.
 
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