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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 13.1890

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Löhr, Friedrich: Achills Auszug aus Skyros
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https://doi.org/10.11588/diglit.12274#0179
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dass derselbe den ihm erinnerlichen Vers; weil darin Skyros AoXoTrnic
genannt war, beibrachte, um die Doloperbevölkerung der Insel zu
bekräftigen (was auch die Meinung von Otto Schneider, Callimachea II.
S. 7737 Fragm. adesp. 333 ist). Darauf deutet wohl auch das Abbrechen
des Citats. Dann aber kann der Vers einer Dichterstelle angehören,
die überhaupt nichts mit unserer Sache zu thun hat, beispielsweise dem
Berichte der Kleinen Ilias über die Fahrt nach Skyros um Neoptolem
zu holen. Übrigens berührt sich die historisierende Version des Scho-
liasten gar nicht mit unserem Dilemma des homerischen Auszugs aus
Phthia und der Sage von Achills Leben und Entdeckung auf Skyros,
und ist keinesfalls geeignet, etwa die Annahme eines verlorenen alten
Gedichts mit ganz abweichender Darstellung zu begründen.

Ich glaubte diese Umstände nochmals ausführlicher erörtern zu
müssen, um es als ausgeschlossen hinstellen zu dürfen, dass die später
allgemein aufgenommene Sage von Skyros schon im alten Epos er-
zählt gewesen sei, und uns für bemüssigt anzusehen, die Entstehung
und Verbreitung der Sage unabhängig vom Epos zu motivieren. Hier-
bei sind wir natürlich in erster Linie auf das Local der Sage, auf
Skyros verwiesen.

Gewiss besass Skyros eine weit zurückreichende Sagentradition
über die durch Wechsel der Bevölkerung auf der Insel hervorgerufenen
Umwälzungen, wir wissen nicht viel über diese ältesten Zeiten. Ur-
sprünglich war Skyros von seeräuberischen Stämmen der vorgeschicht-
lichen Zeit besiedelt; zeitweilig sassen hier wahrscheinlich auch Joner,
worauf Züge der Theseussage hinweisen. Dieser alten Zeit gehört
wohl auch ein Cult der Lichtgöttin Chryse an, auf welchen ich wegen der
Von Steph. Byz. auf Skyros bezeugten gleichnamigen Stadt (s. v. Xpucrn)
schliessen möchte. Dann wurde die Insel wie die übrigen Sitze der
Seerräuberei von der kretischen Seeherrschaft bezwungen. Nach der
Sage wandert der Kreter Enyeus2), Sohn des Dionysos und der Ariadne,
ein, und ein Hafen der Insel hat den Namen Kpn,CTiov behalten. Später
aber und in historische Zeit hinein, sassen hier Doloper. Eine Invasion
dieses, Peleus Unterthanen verwandten Stammes hatte die frühere Be-
völkerung verdrängt, wahrscheinlich nicht mit einem Schlage, und wirk-
lich zu der Zeit, als die Völkerzüge von Griechenland nach Kleinasien
giengen. Ein zweiter Hafen erhielt den Namen AxtXXeiov. Dies Er-
eignis war bei den antiken Historiographen, wenn auch verdunkelt,
nicht vergessen, wie das oben angeführte Iliasscholion zeigt. Statius

'2) II. IX 668 besagt natürlich nicht, wie Bursian meint (Geogr. II. 3, p. 392),
Achill habe die Insel dem Könige Enyeus entrissen, sondern 'Evvfjoc, ntoUedfjov ist
Epitheton.
 
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