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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 14.1891

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Szántó, Emil: Themistokles und der alte Athenetempel
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https://doi.org/10.11588/diglit.12275#0124
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Themistokles und der alte Athenetempel

Foucart hat im Bull, de corr. hell. XII S. 154 ff. ein Decret der
Athener aus den ersten Jahren des 4. Jhd. publiciert, in welchem die
Stadt Karpathos für die Spende einer Cypresse belobt wird, die sie
zum Baue eines Tempels gespendet hatte, u. zw., wie die Ergänzung
der betreffenden Stelle lehrt, erci töv ve[uuv Tfj<g ÄGnvcriJac; Tfjc; ÄOnvüuu
jufeöeoucfnc;. Der Herausgeber setzte dieses Epitheton der Athena gleich
mit Tfjc; AGnvouac; xfjc; TToXidöoc; und nahm an, dass die Karpathier mit
ihrer genaueren Bezeichnung die Beschützerin Athens von anderen
Stadtgöttinnen unterscheiden wollten. Er bezog daher die Worte auf
den Wiederaufbau des Erechtheion, indem er die Nachricht vom Brande
eines alten Athenetempels im Jahre 406/5 (Xen. Hell. I 6) gleichfalls
auf das Erechtheion bezog. Dörpfeld hat bekanntlich die Meinung aus-
gesprochen, dass dieser 406 abgebrannte Tempel der jüngst aufgedeckte
sog. „alte Athenetempel" sei und ihm ist kürzlich von Lolling in seiner ein-
dringenden Untersuchung über den Hekatompedos ('EKorrouTTeöov S. 29),
welche meines Erachtens die Tempelfrage ihrer Lösung wesentlich näher
führt, beigepflichtet worden. Wer an die Fortexistenz des alten Tem-
pels nach der Perserzerstörung glaubte, der stand angesichts der citierten
Inschrift von vorneherein vor der Frage, ob der Tempel tx\<; AGnvcaac;
Tfjc; ÄGnvüuv luebeoucrric; das Erechtheion oder der alte Tempel sei.
Jedenfalls reicht aber die Erklärung Foucarts, als ob das Epitheton
der Athene hier nur eine Unterscheidung von anderen Stadtgöttinen
bezwecke, nicht aus, vielmehr ist dieser der eigentliche und technische
Name einer auf der Akropolis verehrten Göttin. Das beweist die
Nachricht des Plutarch (Them. 10), dass Themistokles beim Herannahen
der Perser ein Psephisma durchgesetzt habe, kraft dessen die Stadt
dem Schutze eben dieser stadtschützenden Göttin (rrj ÄOnva xfj ÄGnvdwv
ueöeouörj) anvertraut wurde und gleichzeitig die Athener zum Verlassen
der Stadt aufgefordert wurden.1) Man hat zwar das Psephisma ange-
zweifelt, obwohl Demosthenes (v. d. Trugges. 303) davon spricht, weil
Herodot (VIII 41) nur von einem Heroldsruf berichtet, durch den be-
kannt gemacht wurde, dass die Athener Kinder und Gesinde ins Aus-
land retten sollten. Aber mag das der Inhalt des Heroldsrufes, der
ja auch auf Grund eines Psephismas angeordnet sein konnte, oder das
Psephisma selbst sein, wir können nicht zweifeln, dass Plutarch in den
Worten xrjv uev ttöXiv TTapaKaiaGeö'Goü Tfj ÄGnva Tf) ÄGnvduuv jueöeoucrn

*) Die Parallelstellen vgl. bei Bauer in der Ausg. des „Themistokles" z. St.
 
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