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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 14.1891

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Gurlitt, Wilhelm: Iupiter Heliopolitanus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12275#0128
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der griech. und röm. Mythol. I S. 1991 f.) der Fund einer Darstellung
dieses Grottes in Pannonien oder Noricum nichts Auffallendes hätte.

Einer ausführlichen Beschreibung überheben mich die beigegebenen
Abbildungen. Ich füge daher nur einige Bemerkungen hinzu. Die
vorgebogene Linke ist zur Aufnahme eines Attributes senkrecht durch-
bohrt. Die Füße sind auf der Sohlenfläche flach abgeschnitten, doch
ist für Befestigung derselben auf einer Unterlage keine Vorkehrung
getroffen. Dagegen ist der breit ausladende Kalathos von oben ner
ausgehöhlt: in der Höhlung haben sich Reste von Bronzestiften er-
halten. Da es nickt wahrscheinlich ist, dass über dem Kalathos noch
ein Attribut oder sonstiges Beiwerk angebracht war, so bleibt nur die
Annahme, dass die Figur bestimmt war, hängend getragen zu werden,
eine Bestimmung, für welche ihre Formgebung und Proportionen sehr
passend erscheinen. Der unzweifelhaft zugehörige Kopf der Haupt-
figur ist einmal abgesägt worden, offenbar um die Metallegierung zu
prüfen. — Zu den Abbildungen bemerke ich, dass die Büste auf der
Brust des Idols einen bärtigen Kopf hat. Ferner ist der Faltenzug
vom Nasenflügel zum Mundwinkel auf der rechten Seite des Gesichtes
der Hauptfigur etwas tiefer eingeschnitten, als auf der linken. Dadurch
entsteht eine kleine Ungleichheit der beiden Gresichtshälften, welche
aber in der Zeichnung etwas zu stark hervortritt.

Die Benennung der Grrazer Bronze kann nicht zweifelhaft sein:
wir haben es, wie auch Dr. Strzygowski bei seinem Besuch der Samm-
lung sofort erkannte, mit einer der noch immer seltenen Darstellungen
des „Baal von Baalbek", des „Iupiter Heliopolitanus", wie er von seinen
Verehrern im römischen Reiche genannt wurde, zu thun.2) Zu dem
von Fr. Studniczka a. a. O. zusammengestellten Werken, dem Gippus
von Nimes, dem Panzerrelief aus Carnuntum, den Münztypen von
Neapolis Samariae und Eleutheropolis und drei geschnittenen Steinen3),
treten jetzt noch hinzu das von P. Wolters richtig erkannte und er-
klärte Relief von Marseille und die Grrazer Statuette, welche als erstes

2) Kelief von Nimes: Fr.Lenormantgaz.archeol.il (1876) S. 78 ff. Taf. 21
= P. Wolters am gleich anzuf. Orte S. 67 Fig. 15. Panzerrelief aus Carnun-
tum: Fr. Studniczka a. a. 0. S. 59 ff. Taf. 2 vgl. Drexler a. a. 0. S. 1987 ff. Re-
lief aus Marseille, jetzt im musee Calvet zu Avignon: P. Wolters American
journ. of. archeol. VI (1890) S. 65 ff. S. 66 Fig. 14 = H. Bazin rev. archeol. 1886
S. 257 ff. Taf. 26; von letzterem fälschlich als Artemis Diktynna erklärt, von Wolters
als Zevc, cHXto7roMzTjcr erkannt.

3) Ich habe diese Münztypen und geschnittenen Steine nicht gesehen. Doch
müsste der Zweifel Drexlers, um mich zu überzeugen, besser begründet sein, als er
es durch den Hinweis darauf ist, dass Eckhel den Typus von Neapolis für weiblich
erklärt habe. Auch das Lenormant'sche und Bazin'sche Relief, sowie die Grazer
Statuette laut Beschreibzettel, sind lange Zeit für weiblich gehalten worden.
 
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