Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

DOI Artikel:
Szántó, Emil: Die Überlieferung der Satrapienvertheilung nach Alexanders Tode
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0027

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Fol. 230r Z. 16 ff., wo von der Neubesetzung der Statthalterschaften
Kilikiens und Babylons vor der Theilung von Triparadeisos durch
Perdikkas die Rede ist. Kilikien gehört der westlichen Gruppe an und
war immer Satrapie, Babylon aber wäre nach der hier vorgetragenen
Auffassung Strategie gewesen und es wäre daher unerklärlich, wie
Arrian sagen konnte, dass an Stelle des Satrapen Archon der Satrap
Dokimos getreten sei. Köhler (Stzber. d. Berk Ak. 1890 S. 580 f.
Anm. 2) liest die Stelle so: töv uev (seil. Aökiuov) HaxpaTreueiv e[xaH]ev
Tfjs [BaßujXujviac;, Apxwva öe töv Trpöö'Gev [£a]Tp[ä]TTnv erri Tf\[q EuvTaEjeuuc;
tüjv Tüpoö'ööujv, erri öe TY\[q errpanac; . . .]. Wir erkennen daraus, dass
Perdikkas, welcher nicht wagte den Archon völlig abzusetzen, ihn auf
die Finanzverwaltung beschränkte, die Heerführung aber dem Dokimos
anvertraute. Die Scheidung zwischen Militärcommando und Verwaltung
ist aber im Wesentlichen die Scheidung zwischen Satrapie und Strategie.
Der Strateg führt natürlich das Commando der betreffenden Truppe,
während Alexander den Satrapen untersagt hatte, ein Heer zu befehligen.
Diese Scheidung sollte nach dem Tode Alexanders beibehalten werden.
Es gab nur ein Reichsheer unter Perdikkas Oberbefehl und Theile
dieses Reichsheeres standen auch in den Provinzen unter dem Befehle
von Strategen. Aber lange ließ sich das nicht halten. Die Selb-
ständigkeit der Satrapen und ihr Streben nach Unabhängigkeit vom
Reiche veranlassten sie sich Truppen zu bilden, und kurz nach Alexanders
Tode war die Competenzscheidung zwischen Satrapen und Strategen
illusorisch geworden, wie sie denn auch in der Theilung von Tripara-
deisos nicht einmal mehr officiell zum Ausdruck kam. Ob nun Arrian den
Statthalter Archon einen Satrapen nannte, weil er sich factisch nicht
mehr von einem Satrapen unterschied und den Statthalter Dokimos
gleichfalls einen Satrapen, obgleich ihm nicht einmal die Verwaltung
zustand, die ein wesentliches Attribut des Satrapen ist, weil er factisch
den Archon zu ersetzen berufen war, oder ob er das, was bald darauf
zu Triparadeisos officiell ratifiziert wurde, antieipierte, mag dahingestellt
bleiben. Freilich wissen wir, dass Babylon zu Alexanders Zeiten bereits
einen Satrapen hatte, aber es war ein heimischer, dem der König einen
Verwalter der Tribute, einen Garnisonsbefehlshaber und einen Strategen
zur Seite gab (vgl. Droysen, Hellenismus 11 S. 348). Bei der Theilung
von Babylon aber wurden alle Nichtmakedonen ausgeschlossen. Das
Princip der Theilung hielt eben noch die Reichseinheit fest; die Com-
petenz der Satrapen, die dem Reichsverweser unterstanden, sollte nicht
durch militärisches Commando erweitert werden und wo ein Commando
nöthig war, sollten innerhalb der militärischen Organisation stehende
Officiere das Land besetzen. Die umstürzenden Ereignisse nach Alex-
anders Tod haben diesen Plan zum Scheitern gebracht.

Archäologisch-epigraphische Mittheil. XV 2
 
Annotationen