Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

DOI Artikel:
Hula, Eduard: Zur Geschichte des Collegiums der Arvalbrüder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Geschichte des Collegiums der Arvalbrüder

Über die Zeit der Neubegründung des Arvalencollegiums ist uns
keine Angabe erhalten. Dass sie auf Augustus zurückgeht, wird jetzt
allgemein angenommen und ist wohl sicher. Aber wenn man sie, weil
auch nach den so ergiebigen Ausgrabungen in den sechziger Jahren
dieses Jahrhunderts sich kein Fragment von Akten vor dem Jahre
14 n. Chr. nachweisen ließ, in die spätere Zeit des Augustus setzte
und zwar, wie zuerst Hirschfeld vorschlug, nachdem er im Jahre 12 v.
Chr. die Stelle des Pontifex maximus übernommen hätte, so ist dies eine
zwar ansprechende aber noch keineswegs bewiesene Vermuthung, wenn
sie auch, wie es scheint, allgemeine Zustimmung gefunden hat. Seither
sind aber noch einige Stücke von Arvalakten hinzugekommen, die zu
erneuter Prüfung der Frage auffordern, nämlich die von Henzen bull. delV
Inst. 1882 S. 201 ff. und Gatti bull, vom. 1889 S. 116 ff. veröffentlichten.

Wenn A. Klüginaim einmal (Philologus 1869 S. 479) bezweifelt
hat, dass die Arvalen Functionen begangen, aber nicht in ihre Akten
eingetragen haben, so lässt sich dies heute nicht mehr aufrecht erhalten.
Allgemein anerkannt ist, dass im J. 14 n. Chr. die Maifeier, also das
Hauptfest des Collegs nicht protokolliert ist. Ebensowenig kann das
J. 21 als Beleg für die Verzeichnung des Festes verwendet werden.1)
Denn unmittelbar vor dem Protokoll einer Cooptation oder einer
Wahl,2) die am 30. Mai stattfand, steht das einer Ersatzwahl, die nach
den ziemlich sicheren Ergänzungen von Z. 4 — 6 ad]esse non [posse ad
sacra faciendja dfejae Difae . . . Iun.J vor dem Maifest stattfand.
Für das Jahr 27 gilt noch das Gleiche. Henzen hat von den Stücken
aus den Akten dieses Jahres (C. VI 2024 S. 462) das Fragment g auf
die Maifeier bezogen; aber seine Ergänzungen widersprechen dem in
der ersten Zeit gebräuchlichen Formular, wie es uns zuerst im J. 38
entgegentritt, und dann spricht das vjoto suseepto in Z. 7 entschieden
gegen die Beziehung auf das Maifest.1)

*) Wenigstens bei der jetzt allgemein geltenden Annahme, dass das Fest mit
Notwendigkeit in den Mai falle.

a) Henzen will hier die Cooptation des C. Pomponius Graecinus zum frater
Arvalis erkennen. In dem unmittelbar vorhergehenden Protokolle handelt es sich um
eine Nachwahl, voraussetzlich zum Flamen, für den erkrankten Sulla Felix; von
dem Namen dessen, der den Kranken vertreten soll, ist der Rest nvs erhalten.
Vielleicht ist daher die Combination nicht zu gewagt, dass auch hier an denselben
[graeci]nvs zu denken sei, und dass er am 30. Mai nicht cooptiert sondern de-
finitiv an Stelle des mittlerweile verstorbenen Sulla zum Flamen gewählt wurde.

3) Einen positiven Vorschlag für die Ergänzung weiß ich nicht zu machen;
posivitque kann sich auf die Aufstellung einer Statue beziehen.
 
Annotationen