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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

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Heft 2
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Wilhelm, Adolf: Proxenenliste aus Histiaia
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https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0134

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datiert ist, erfolgt sein. Die Zahl der Ernennungen ist, wie am besten
der Vergleich mit dem Verzeichnisse der delphischen Ernennungen
aus den Jahren 197 bis 169 v. Chr. lehren kann, für ein Jahr unver-
hältnismäßig groß. Besondere Umstände, die sich unserer Kenntnis
entziehen, können eine solche Massenernennung veranlasst haben. Ver-
muthlich nur das Bedürfnis, welches sich in Histiaia wie anderswo
von Zeit zu Zeit geltend gemacht haben wird, das Netz der auswär-
tigen Beziehungen, welche die Stadt unterhielt, zu festigen, weiter
auszudehnen und Lücken, die im Laufe der Jahre in dasselbe gerissen
sein mochten, auszufüllen. Die Liste ist nicht geographisch geordnet
— dem Nachbar aus Echinos folgt der ferne Sidonier, diesem der
Athener, der Kyrenaier steht zwischen dem Tarantiner und dem
Aitoler —, vielmehr scheint die zufällige Reihenfolge, in welcher die
Ernennungen vor sich gegangen waren, für die Aufzeichnung maßgebend
gewesen zu sein. Leicht erklärlich ist es wenn hintereinander mehrere
Angehörige derselben Stadt oder desselben Landes genannt sind:
drei Echinaier, zwei Athener, drei Makedonen, darunter zwei aus
Thessalonike.

Für die Erkenntnis der ansehnlichen Stellung, die Histiaia im
dritten Jahrhundert v. Chr. einnahm, ist die vorliegende Liste von
hervorragendem Wert, so zufällig und wenig vollständig auch das
Bild sein mag, das wir durch sie von den auswärtigen Beziehungen
der Stadt gewinnen. Am reichlichsten ist mit Ernennungen das eigent-
liche Griechenland bedacht, in diesem wiederum die nächsten Land-
schaften des gegenüberliegenden Festlandes. Echinos ist durch vier
Proxenen vertreten Z. 8 ff. 28,7) Herakleia am Oeta mindestens durch
einen, vermuthlich durch zwei; denn dass Z. 23 Herakleia Trachinia
gemeint ist, werde ich nachweisen, dass Z. 25 ein anderes Herakleia
zu verstehen sei, ist bei dem Fehlen jedes bestimmenden Zusatzes nicht
wahrscheinlich, freilich aber auch, wenn man sehr vorsichtig urtheilen
wollte, darum noch nicht ausgeschlossen. Ahnlich wie über diesen
Herakleoten möchte über den Erythraier Z. 85 zu urtheilen und ein
^EpuOpaioc; tOuv eiri GepuoTruXaic; aus der nächsten8) der vielen Städte des
Namens ^EpuOpcu zu erkennen sein. Zu diesen kommt je ein Proxenos
aus Doris (aus Kytinion) Z. 27, aus Lokris Z. 22, aus Phokis Z. 14,9)
aus Aitolien Z. 21, ferner zwei Athener Z. 12 f. Die Peloponnesos

7) Der Name Aoqmvms auch Wescher-Foucart, Inscriptions recueillies ä Delphes
75. 305; Bull, de corr. hell. XV 327.

8) Bekannt durch die Inschriften Dittenberger Sylloge 190; Ath. Mitth. IV 206
mit den Bemerkungen Lollings (ich habe den Stein, dessen Nachvergleichung
wünschenswert ist, in Hypata vergeblich gesucht); Bull, de corr. hell. XV 327.

9) Der Name "Ayvow scheint neu, ebenso Z. 18 TIoMmqos.
 
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