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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

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Heft 2
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Reichel, Wolfgang: Beschreibung der Sculpturen im Augustustempel in Pola, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0167

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151

Beschreibung der Sculpturen im Augustus-

tempel in Pola

Das hohe k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht hatte
mich beauftragt, von den im Augustustempel zu Pola befindlichen
römischen Alterthümern ein Inventar aufzunehmen. Zu diesem Zwecke
begab ich mich Ende 1890 an Ort und Stelle und lege das Resultat
meiner Arbeiten hiermit vor.

Schon ein flüchtiger Einblick in die folgenden Blätter zeigt,
dass es nicht hervorragende Schätze sind, deren Bekanntschaft sie ver-
mitteln. An sich wäre die Erwartung gerechtfertigt, gerade in Pola
eine Menge tüchtiger und guter Arbeiten aus der Kaiserzeit noch er-
halten zu finden; dass diese Erwartung einigermaßen enttäuscht wird,
machen die allgemeinen historischen Schicksale des Ortes begreiflich,
welche Pola im Laufe der Zeit von der Höhe einer glänzenden Muni-
cipalstadt des römischen Reiches zur Armseligkeit eines Fischerdorfes
herabsinken ließen.

Als Gründung des Kaisers Augustus zu Ehren seiner Tochter
Julia, fiel die Entstehung Polas in die Glanzzeit der römischen Kunst,
an deren Früchten es sicherlich reichen Antheil hatte. Der Augustus-
tempel, heute freilich eine Ruine, ist ein vielbewundertes Überbleibsel
dieser Epoche. Wie sich dieser Glanz auch noch durch die folgenden
Jahrhunderte erhielt, lehrt der imposante Bau des Amphitheaters aus
der Zeit der Flavier, der prächtige Thorbogen der gens Sergia („Porta
aurea") und das merkwürdige Doppelthor „Porta gemina", das einst
den Aufgang zum Castell bildete und heute dem Staatsgymnasium als
Eingang dient. Noch im Mittelalter müssen viele Reste römischer Cultur
am Platze vorhanden gewesen sein, nach dem bekannten Zeugnis Dantes
(Inf. IX, 113—115), der diese von „unzähligen Gräbern höckerig ge-
machte Stätte" als Bild heranzieht zur Veranschaulichung des weiten
Grabfeldes, das die Höllenstadt umgibt.

Im Einzelnen nachzuweisen, wie und wann dieselben zerstreut
und vernichtet wurden, ist heute nicht mehr möglich. Sicher ist, dass
von Statuen, Reliefs, Anticaglien u. s. w. vieles zur Zeit der vene-
tianischen Herrschaft durch Schenkung, Kauf oder Raub der heimat-
lichen Stätte entzogen und nach Venedig, Rom und andern Städten
entführt wurde. Je mehr die Bedeutung Polas sank, umsomehr musste
diese Plünderung erleichtert werden; so kam es denn, dass, als die Re-
gierung vor einem Menschenalter dem Orte besondere Aufmerksamkeit
zuwandte, und mit der Gründung des großen Kriegshafens nicht nur
 
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