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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

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Heft 2
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Gurlitt, Wilhelm: Der 4. Mimiambos des Herodas
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https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0192
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auf eine sichere Datierung verzichten und uns mit einer allgemeinen
Schätzung begnügen. Doch meine ich, dass man nicht allzusehr fehl-
greifen wird, wenn man den 4. Mimiambos in den sechziger Jahren
des 3. Jahrhunderts ansetzt.

Diese Unsicherheit beeinträchtigt in etwas den Ertrag an neuen
Kenntnissen, welche wir aus dem Gedichte der Herodas für die Kunst-
geschichte gewinnen. Wenigstens mir schien er bei der ersten Lesung
bedeutender, als er sich jetzt herausstellt. Immerhin ist es noch immer
groß genug: zunächst für Apelles. Wir können jetzt mit Bestimmt-
heit behaupten, dass die Angabe des Plinius und Ovid,24) Apelles
sei ein Koer gewesen, falsch ist: denn ein Zeitgenosse, der in Kos
dichtete, nennt ihn in seinen letzten Lebensjahren oder bald nach
seinem Tode einen Ephesier. Apelles hat ferner ein hohes Alter erreicht:
denn er war in den ersten Jahrzehnten des Ptolemaios II. Philadelphos
noch künstlerisch thätig. Wir erhalten Kunde von einem bisher un-
bekannten Bilde des Meisters, welches jedenfalls in einem Asklepieion,
wahrscheinlich in Kos, geweiht war. Ein Opferzug oder, wie Diels
meint, die Vorbereitung zu einem Asklepiosopfer war dargestellt. Von
den Figuren des Bildes werden erwähnt: ein nackter Knabe mit sil-
berner Feuerzange, ein wild blickender Stier, von einem Manne geführt,
ihm folgend eine Frau oder ein Mädchen und ein Mann mit Habicht-
nase und gesträubtem Haar.25) Von den sonst bekannten Gemälden
des Apelles bietet die Megabyzi sacerdotis Dianae Ephesiae pompa die
nächste Analogie.20) Aber wie so oft, so geht es auch hier: die neu
erworbene Erkenntnis gibt uns neue Räthsel auf. Wer an dem Glauben
festhält, dass der 4. Mimiambos im Asklepieion zu Kos spielt, der
fühlt sich zu der Frage gedrängt: warum erwähnt Herodas nichts von
den anderen Bildern des Apelles, welche nach Strabons Zeugnis27) in
diesem Heiligthum aufgestellt waren ? Zwar, dass der Dichter sich
nicht veranlasst sah, von dem Portrait des Antigonos zu reden, wird
man leicht begreifen: es war vermuthlich schon zwischen den Jahren
306 und 301, da Kos auf der Seite des Antigonos stand, geweiht und
überhaupt lag ihm ja nichts ferner, als ein vollständiges Inventar der
Weihgeschenke zu geben. Dagegen wird man sich billig wundern,
kein Wort über das berühmteste Bild des Apelles, ja des Alterthums,

24) Plin. n. h. XXXV, 79. Ovid ex Ponto IV, I, 29. Ars am. III, 401.

25) Ich lese IV, G7: /<b yyvnö? oixog *ü [äJväödXog av&Qomoi. Im Papyrus
ist . .vadiftocr in . .vaöilXog corrigiert: [ävJdöilXog- schreiben Kenyon ohne Bemerkung
und Rutherford, ferner Bücheler; ävadi/toc, Kaibel und v. Herwegen. 1

26) Plin. n. h. XXXV, 93. Plut. de adul. et amico p. 58 d.

27) Strab. XIV p. 657. Über die Lage des Asklepieion in Kos Hicks introd.
S. X und Paton zu n. 103 S. 136 f.
 
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