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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

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Heft 2
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Gurlitt, Wilhelm: Der 4. Mimiambos des Herodas
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https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0193
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über die Aphrodite Anadyomene zu hören. Sollen wir auch von
diesem Gemälde annehmen, dass es schon längst vorhanden war und
daher übergangen wird? oder war es, als Herodas schrieb, noch gar
nicht gemalt? Das Letztere erscheint zunächst bei weitem wahrschein-
licher und wäre eine Bestätigung für die Ansicht H. Brunns,28) dass
die Anadyomene zu den letzten Arbeiten des Apelles gehört. Aber
diese Annahme verwickelt uns in schier unüberwindliche chronolo-
gische Schwierigkeiten. — Und ferner: hören nur wir aus dem Lob-
spruch auf Apelles, dessen von dem übrigen verschiedenen Ton ich
schon oben hervorgehoben habe, besonders aus den Anfangsworten:

d An. 6 i von, cpiXr), ydp cd 'Eqpeoiou xeiPeS
ec; TTcVra A-rreWecu Ypc^uaia —

eine Anspielung auf Apelles' Verhältnis zu den Ptolemäern heraus oder
hörten ihn auch die Zeitgenossen? oder dürfen wir vielmehr aus dem
Umstände, dass Herodas seine Mimiamben einem ägyptischen Könige
zusandte, schließen, dass die Nachrichten des Plinius und Lukian29)
über eine Spannung zwischen dem Künstler und einem Ptolemäer un-
verbürgte Anekdoten sind?

Doch ich will nicht Fragen häufen, auf die es bisher keine Ant-
wort gibt. Auch von Kephisodotos und Timarchos, den Söhnen
des Praxiteles, befand sich ein Werk im Temenos des Asklepios, eine
Weihung des Euthias,30) doch wohl eine bisher unbekannte Arbeit,
obgleich es ja immerhin möglich wäre, dass sie später nach Rom ge-
bracht und unter den von Plinius31) als in Rom befindlich aufgezählten
Statuen des Kephisodotos verborgen wäre. Für die Chronologie
der Künstler ergibt sich, dass sie bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts
lebten und wirkten und dass also U. Koehler und E. Löwy mit Recht
durch eine Combination der Künstlerinschrift C. I. A. II 3 n. 1377
(= Löwy Inschriften griech. Bildhauer n. 109) mit C. I. A. II 2 n.
374. 602 die Zeit der Dargestellten (Tochter eines Lysistratos aus
Bäte) rund auf eben dasselbe Datum bestimmt haben. Bemerkenswert
ist, dass sie von einem Zeitgenossen, gerade wie später von Pausanias

) H. Brunn Gesch. der griech. Künstler II, 1 S. 203.

) Plin. n. h. XXXV, 89. [Luk.] ns^l tov fii] (>adlo>g- nidtevEiv diaßolf] 2 sequ.
Plinius spricht allerdings von Ptolemaios I Soter, Lukian, wenn er der Verfasser
der kahä ist, von Ptolemaios III Euergetes.

ö0) Der Name Euthias, den Herodas auch III, 59 verwendet, kommt sonst, wie
es scheint, nur in Attika vor.

31) Plin. XXXVI, 24 von Kephisodotos: Romae eius opera sunt Latona in
Palatii delubro, Venus in Pollionis Asinii monumentis et intra Octaviae porticus in
Junonis aede Aesculapius ac Diana.

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