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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 15.1892

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Heft 2
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Domaszewski, Alfred von: Die Thierbilder der Signa
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https://doi.org/10.11588/diglit.12272#0205

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den Adler wie alle ihre Fahnen.35) In dieser Thatsache muss der Grund
gesucht werden, der Augustus verhinderte, diese Legion wiederzuer-
richten. Denn es kann einer tieferen Ursache nicht entbehren, dass im
Laufe der Kaiserzeit gewisse Legionen in einer Weise für vernichtet
galten, dass eine Neubildung unter dem alten Namen den Römern
unmöglich erschien. Ich erkenne diese Ursache nach diesem einen
Falle, den wir mit Sicherheit beurtheilen können, in der sacralen Be-
deutung des Legionsadlers, so dass also eine Legion, deren Adler in
Feindeshand fällt, für alle Zeit ausgetilgt war. Daher das Bestreben
der Adlerträger, das göttliche Zeichen noch im Todeskampfe dem
Feinde zu entziehen, Thaten, welche die Geschichtsschreiber wie die
Dichter gepriesen.36) Es kann deshalb die legio V, welche in der
clades Lolliana ihren Adler verlor, nicht die V Alaudae sein, da
diese bis auf Vespasian bestanden hat. Vielmehr erkenne ich in ihr
die V Gallica, welche vereinzelte Inschriften der augusteischen Zeit
nennen.37) Auch steht es außerdem fest, dass eine legio V in
augusteischer Zeit in Spanien stand.38) Ich möchte vermuthen, dass
dies die legio V Alaudae ist, und dass sie erst nach der clades Lolliana
an den Rhein kam. Unter der Annahme, dass der Verlust des Adlers

35) Cicero ad fam. X 30 und die Fahnen S. 23, wo ich gezeigt habe, dass die
Legionen jener Zeit nur 30 Signa zahlten.

S6) Petrosidius muss in der Eburonenschlacht den Adler thatsächlich gerettet
haben (Caesar b. G. 5, 37), da die Legion, wahrscheinlich die XIV, nach der Nieder-
lage weiterbesteht (b. G. 8, 2 u. 54). Aber die Aufopferung des aquilifer in der
Varusschlacht war vergeblich; die Germanen werden die Leiche aus dem Moore
hervorgeholt haben; denn sie gelangen in den Besitz aller Legionsadler. Dass
Krinagoras (Anth. VII n. 741) höfisch gelogen, wenn sich das Gedicht auf die Varus-
schlacht bezieht (vgl. Susemihl Griech. Literaturg. II S. 563 Anm. 211), Florus aber
(2, 30 § 38) die Wahrheit berichtet, scheint mir aus Dio 60, 8 zweifellos hervor-
zugehen. Auch Mommsen (die Örtlichkeit der Varusschlacht S. 89) scheint dieser
Auffassung zuzuneigen. Bekanntlich wurden die Varianischen Legionen XVII—XIX
nicht wieder hergestellt.

37) C. I. L. III Suppl. n. 6825. 6828. Denn man wird sich überdies fragen
dürfen, weshalb die Legion ihren alten Beinamen hier mit dem Namen Gallica ver-
tauscht haben soll, der ihr mit der III Gallica gemeinsam ist.

38) Über das spanische Heer in augusteischer Zeit handelt vortrefflich Boissevain
de re militari provinciarum Hispaniarum p. 9., der auch über die legio I richtig ur-
theilt. — Die spanische legio V ist auch gemeint in der Inschrift C. I. L. IX,
4122 / Sajbidius C. f. Pap. prim. pil. [7 le]y. V et leg. X et leg. VI ita vt in [leg.]
X primum pil. dvceret eodem[que tejmpore princeps esset leg. VI. Das Räthsel, dass
dieser Centurio in zwei Legionen zugleich dient, löst sich durch den Nachweis,
den ich geführt habe, dass diese zwei Legionen die X gemina und die VI Victrix
unter dem Commando eines Legionslegaten standen (Rhein. Mus. 1890 S. 6) und
darnach wahrscheinlich in demselben Lager ihr Quartier hatten, wie Doppellager in
augusteischer Zeit überhaupt Regel sind.
 
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