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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Campi, L.: Das Heiligthum des Saturnus auf den schwarzen Feldern (campi neri) bei Cles
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0080
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Mechel liegt 727 m über der Meeresfläche am rechten iVoce-Ufer,
etwa 3 km südwestlich von Cles, an einer sanften Anhöhe, an deren
Fuße vor Alters ein- See stand mit Spuren von Pfahlbauten. In den
alten Urkunden begegnen wir dem Namen Mechel nie, sondern nur
der lateinischen Form Meclo. Einige Gelehrte sprachen Giovanelli's
Vermuthung nach, übernahmen für Mechel ohne Beweis die Bezeich-
nung Methol oder Metho, und versetzen infolge dessen an das rechts-
seitige Noce-Ufer die Stätte, wo die Heiligen Martyrius, Sisinius und
Alexander den Märtyrertod erlitten haben, während die Volkssage
Methol oder Metho bei San Zeno am linken Noce-Ufer als den Ort
bezeichnet, wo sie der fanatischen Wuth der heidnischen Bevölkerung
erlagen. Ich will eine gewisse Analogie zwischen den Namen Metho,
Methol und Mechel nicht in Abrede stellen und glaube auch, dass für
Giovanelli die Ähnlichkeit des Namens allein maßgebend sein konnte
um diese Hypothese aufzustellen, die ich selbst annahm,1) bis die
weitere Forschung mir eine Urkunde in die Hand spielte, die den
Namen Mechel als alte Bezeichnung antiquo nomine, eines Grundstückes
in der unmittelbaren Nähe von San Zeno bringt.2) Um in Mechel
den uralten Hauptort des Thaies zu erkennen, wie es Jung noch vor
unseren Entdeckungen gethan,3) bedarf man wahrlich nicht der
Legende der Nonsthaler Märtyrer, die in conspectu Saturni mit dem
Holze der von ihnen ajpud Methol gebauten und nun von dem fanatischen
Volke zerstörten Kirche verbrannt wurden. Ob nun Metho oder Methol,
aus dem man Meclo und Mechel ableiten will, bei San Zeno, wo eben
die Bezeichnung Mechel urkundlich vorkommt, oder bei dem heutigen
Mechel zu suchen sei, ist für unser Thema von keiner großen Bedeu-
tung; nicht so dass für das Ende des vierten Jahrhunderts die Existenz
eines Tempels mit der Statue des Saturnus bezeugt wird.

Mechels Vorrang findet in den Funden seinen Ausdruck. Spuren
von Pfahlbauten mit bearbeitetem baltischem Bernstein lassen sich am
Fuße des Berges nachweisen. Oberhalb Mechel am sogenannten
Castellaccio, einer ähnlichen Niederlassung wie die Castellieri in Istrien,
sind Bronzemanufacte der ersten Eisenzeit, gallische, römische und
mittelalterliche Gegenstände zum Vorschein gekommen. Aus der un-
mittelbaren Nähe der Ortschaft liegt uns aus dem Jahre 1847 ein
Fundbericht über eine römische Grabstätte vor, die viele Goldgegen-
stände barg. Eine Zangenfibel mit einer Münze des Kaisers Commodus
kam aus einem im Jahre 1885 entdeckten Grabe; ein gallisches Brand-

*) Campi, II sepolcreto di Meclo nell' Anaunia, Trento 1885 S. 5.

2) „ Scavi e scoperte fatte a Valemporga di Meclo, Trento 1888 S. 130.

3) Dr. Julius Jung-, Die romanischen Landschaften des römischen Keiches.
Innsbruck 1881, Seite 426.
 
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