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Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-Ungarn — 16.1893

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Patsch, Karl: Bericht über eine Reise in Bosnien, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12273#0090
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über der Usora-Eisenbahn, steil und felsig an der Flusseite, sanfter in
das umliegende Terrain übergehend und mit Erde bedeckt an der
Ost-, Nord- und Westseite. Vgl. die sorgfältige topographische Auf-
nahme in Glasnik 1891 S. 254. Seit langem lebte im Volke die Meinung,
dass hier auf der Höhe vor Zeiten eine Ansiedlung bestanden habe.
Wiederholte Schatzgräbereien schienen diese Vermuthung zu bestätigen.
In den letzten Jahren baute sich hier Director Porr vom Hause Mor-
purgo und Parente eine Villa und legte Wein- und Obstgärten an;
dabei stieß man auf ausgedehnte Mauerzüge, die sorgfältig verfolgt,
bloßgelegt und aufgenommen wurden. Darnach befand sich auf der
Höhe von Crkvenica eine Feste, die auf allen Seiten mit Ausnahme
der Südwestseite, die durch den jähen Absturz hinreichend geschützt
war, von einer Mauer umschlossen und durch eine Quermauer in zwei
Theile (I und II des Plans) geschieden war. Die Umfassungsmauer war
durch fünf Vorsprünge (ai. a2.b1.b2.bs) verstärkt. In Abtheilung II fand
man mit der Nordmauer verbundene Substructionen in Form eines
unregelmäßigen Viereckes. Im Süden, am Fuße des Felsens, kam eine
30 m lange Mauer (d) zum Vorschein. Abtheilung I umfasst 5500 m2,
Abtheilung II. 5700 m2. Die Mauern haben einen aus unbehauenen
Steinen bestehenden Unterbau, ihre beiden Außenseiten sind mit gut
bearbeiteten Steinen in Mörtelverband belegt, stellenweise kommen in
der Mauer Ziegelstücke vor. Die Dicke der Mauer beträgt 2 m. Bei
a2 fand Radimsky einen 2 m hohen Schutthaufen, der eine Schichte
Asche und Holzkohle enthielt. Außer Thonscherben und Architektur-
fragmenten, die in der Publication leider nicht näher beschrieben
werden, fand man innerhalb der Feste die oben unter n. 1—4 und
weiter unter n. 5 angeführten Inschriftenreste, vier Münzen und ver-
schiedene Geräthe von Eisen. Außer diesen römischen Fundstücken
kamen prähistorische und nachrömische zum Vorschein. Vgl. Glasnik
1891 S. 258 ff.; 1892 S. 190 ff.

2. Die zweite Ortlichkeit ist die sogenannte Gradina. Ungefähr
1 km nordöstlich von Crkvenica ist mitten in der Ebene eine Umwallung
sichtbar, vollkommen viereckig, in der Breite von Südost nach Nordwest
120 m und in der Länge von Südwest nach Nordost 160 m messend,
ihre Höhe beträgt 11j2 m. Untersuchungen an einigen Stellen ergaben,
dass der Wall aus einer Mauer besteht, deren Außenseiten aus etwa
0*25 dicken, behauenen Steinen bestehen, die einen ungefähr 11/2 m
dicken Mauerkern einschließen. An welchem der beiden Orte das
römische Lager zu suchen sei, kann erst eine Untersuchung an Ort und
Stelle klarstellen. Mag aber das Lager in Crkvenica oder in Gradina
gewesen sein, es bewährt sich hier wieder die Beobachtung, dass die
Römer mit Vorliebe Orte an Flussvereinigungen für ihre Lager wählten.
 
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